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Tauchsafari Raja Laut, Indonesien

Mit der Raja Laut unterwegs in Raja Ampat. Wir waren vom 27.2. bis 8.3. 2023 mit der Raja Laut in Raja Ampat, das vor der Küste von Westneuguinea liegt. Neun Tage lang waren wir auf dem 31m langen Schooner in den Gewässern von Raja Ampat unterwegs. Raja Ampat gilt unter Biologen als einer der Hotspots der marinen Artenvielfalt. Nur an wenigen Orten der Welt sieht man angeblich so viele verschiedene Arten bei einem Tauchgang.

Die Anreise

Raja Ampat ist ein Archipel aus vier großen und hunderten kleinen Inseln vor der Nordwestküste von Westneuguinea, dem östlichsten Teil Indonesiens. Um dorthin zu gelangen steht zunächst eine lange Flugreise mit ungünstigen Verbindungen und langen Wartezeiten an. „Raja Ampat muss man sich verdienen…„, haben wir wortwörtlich als Vorbereitung in einem Reise-Blog gelesen. Diese Feststellung können wir zu einhundert Prozent bestätigen.
Von München ging es am 24.2. mit Singapore Airlines über Nacht in etwas über elf Stunden nach Singapur. Dort hatten wir relativ knappe zwei Stunden Umsteigezeit (Der Airport ist riesig und man wechselt das Terminal) für unseren Weiterflug nach Jakarta. Für diesen Flug benötigt man lediglich eineinhalb Stunden.
Dann ging das große Warten los, denn der Weiterflug nach Sorong in Westneuguinea ging erst 12 Stunden später gegen Mitternacht weiter. Nachdem wir erfahrungsgemäß nach einer Nacht im Flieger relativ durch sind, hatten wir uns zuvor ein Hotelzimmer im direkt am Ankunftsterminal gelegenen Hotel Anara gebucht. WICHTIGER RATSCHLAG: Entgegen zahlreicher Hinweise in Reise-Blogs erreicht man das Hotel am bequemsten NICHT über das völlig überlaufende, chaotische und stinkende Parkhaus, sondern ganz bequem über den gläsernen Aufzug rechts nach dem Zollbereich. Einfach nach oben fahren und dann den Schildern zum Hotel folgen.
Etwas später, nach einem erholsamen Nickerchen im Hotel, haben wir übrigens auch Marcel von Behind the Mask Travel kennengelernt, bei dem wir die Tauchsafari gebucht hatten. Als enthusiastischer Unterwasserfilmer kennt man natürlich die tollen Filme, die die Kreativen von Behind the Mask in den letzten Jahren produziert haben. Umso schöner ist es jetzt natürlich, daß sich Behind the Mask mit Behind the Mask Travel der Öffentlichkeit zuwendet und man mit Gleichgesinnten (Umschreibung für UW-Foto- und Videoverrückte) an die Top-Spots dieser Welt reisen kann.

Einer der unzähligen Teppichhaie, auch Wobbegong genannt, liegt auf Beute lauernd herum.

Doch wir schweifen ab… Nach einem sportlichen Wechsel des Terminals mit dem gesamten Reisegepäck, dieses muß man leider bei der Einreise in Indonesien abholen und per Smartphone deklarieren (Datenpaket zuvor kaufen! Oder speckiges Terminal als Alternative benutzen…), ging es per Skytrain zum Inlandsterminal für den Weiterflug mit Batik Air. ACHTUNG! Der Skytrain fährt nur bis 21:00 Uhr. Versäumt man diesen Zeitpunkt, kann man sich ein Taxi nehmen…
Der dreieinhalbstündige Flug von Jakarta nach Sorong mit Batik Air wird uns vor allem durch die fast vollständige Abwesenheit von jeglichem Service in Erinnerung bleiben. Man sollte sich also zuvor mit Essen und Trinken ausstatten, denn Batik Air hat es gerade mal so halbwegs geschafft die Sicherheitshinweise aus einem Handbuch vorzulesen. Online-Checkin oder sonstige Annehmlichkeiten braucht man also gar nicht erst zu erwarten.
Am frühen Morgen um sechs Uhr irgendwas landeten wir dann in Sorong, einem kleinen Küstenort im äußersten Nordwesten von Westneuguinea. Endlich waren wir in Sorong, dem Tor zu Raja Ampat. Ganz genau… Das Raja Ampat, das man sich wirklich verdienen muß.
Mittlerweile war es Sonntag, der 26. Februar geworden. Nachdem wir im Winter und in unseren unsicheren Zeiten (Flugverzögerungen, Streiks, spontane Sicherheitsmaßnahmen…) nur extrem ungern kurz vor knapp am anderen Ende der Welt auf ein Safariboot gehen wollten, hatten wir einen Tag in Sorong eingeplant. Diesen verbrachten wir mit einem Spaziergang durchs angrenzende Wohnviertel des Swiss belHotel, einem der wenigen Hotels in Sorong, die diesen Namen halbwegs verdienen würden. Auch hier sollte man besser keine allzu großen Erwartungen haben, aber immerhin war es sauber und das Essen im Restaurant gut.

Raja Ampat
Der Schooner Raja Laut „unter Segeln“ in Raja Ampat.

Der Schooner Raja Laut

Am Montag wurden wir in der Hotel-Lobby von Guillaume, dem Leiter des Tauchbetriebs auf der Raja Laut in Empfang genommen. Dort lernten wir auch die meisten anderen Mitreisenden kennen. Einer hatte es nicht geschafft, da er knapp anreisen wollte es aber zu einer Flugverzögerung kam, die wiederum den Verlust seines Tauchgepäcks zur Folge hatte. Der Tauchplan wurde entsprechend geändert und einen Tag später wurde ihm sein fehlendes Gepäck nachgeliefert.
Der Rest von uns betrat jedoch planmäßig, nach kurzer Taxi- und Schlauchbootfahrt, erstmals unser neues Zuhause für die nächsten neun Tage.
Der Schooner Raja Laut bietet 12 Tauchgästen und 12 Besatzungsmitgliedern Platz. Und diese 12 Besatzungsmitglieder begrüßten uns stimmungsvoll und überaus freundlich auf dem Schiff. Wir hatten sofort das Gefühl hier sehr willkommen und gut aufgehoben zu sein. Das hatten wir auf anderen Booten auch schon ganz anders erlebt.
Die Raja Laut ist der Nachbau eines Schooners aus dem 19. Jahrhundert. Sie wurde im Jahr 2005 gebaut. Komplett in Holzbauweise und vollständiger Besegelung. Um hier jetzt allerdings keine falsche Segelromantik aufkommen zu lassen, möchten wir erwähnen, daß wir alle Tauchplätze unter Motor angefahren haben und lediglich am letzten Tag für Fotos und Dronies die Segel hochgezogen wurden.
Das Segelschiff mag nicht hochmodern sein, wie die großen Monster, die die Tauchspots dieser Welt inzwischen bedienen. Doch es hat ganz klar eine ansprechende Ausstrahlung und Seele. Eine Seele, die ganz klar auch von einer nahezu perfekt eingespielten Besatzung, die eine familiäre Atmosphäre vermittelt, generiert wird.
Auch wenn man nach fast drei Jahren pandemiebedingter Pause sicherlich den einen oder anderen technischen Mangel finden kann (Das Bett in unserer Kabine wurde nach einem tropischen Regenschauer zum Wasserbett, die Klimaanlage meinte permanent 23 Grad wären warm genug und regelte immer wieder runter), so tat dies dennoch keinen Abbruch, daß wir die Zeit auf der Raja Laut voll und ganz genießen konnten.

Solche Schwärme sieht man relativ häufig in Raja Ampat.

Das Tauchen auf der Raja Laut

Zu Beginn muß ganz klar gesagt werden, daß so ein Schooner kein auf den Tauchbetrieb zugeschnittenes Boot ist. In ihren ersten Jahren war die Raja Laut als kleines Kreuzfahrtschiff mit Segel-Ambiente unterwegs. Dennoch hat man sich voll und ganz auf den Tauchbetrieb eingestellt. Getaucht wird von zwei Schlauchbooten aus, die man über eine kurze Gangway auf der Steuerbordseite erreicht.
Getaucht wird mit Nitrox 28. Gemessen wird von der Besatzung, das Meßprotokoll muß man täglich abzeichnen. Die Tauchgänge finden aufgrund der Topografie unter Wasser fast ausschließlich im Bereich bis 25 Meter statt. Lediglich einmal waren wir auf 35 Meter, um den berühmten Schwarm mit Süßlippen zu besuchen, der so viele UW-Fotos von Raja Ampat ziert. Die maximale Tauchzeit beträgt bei zwei der drei täglichen Tauchgänge 60 Minuten, der dritte Tauchgang ist open end. Es gab in unserer Zeit auf der Raja Laut nur einen Nachttauchgang.
Nachdem es in Raja Ampat keine schnell verfügbare Druckkammer gibt, wird Sicherheit groß geschrieben. Gerade wenn es an Tauchplätzen, wie der berühmten Manta Ridge, etwas anspruchsvoller zugeht sollte man beim eindringlichen Briefing gut zuhören.
Insgesamt haben wir 24 Tauchgänge gemacht. Wobei es am ersten und letzten Tag nur einen Tauchgang gab. Sonst waren es immer drei Tauchgänge mit Ausnahme des Tages mit Nachttauchgang. Wer den mitmachte, hatte dann vier Tauchgänge intus.
Der Tagesablauf sah demnach wie folgt aus:

  • Um ca. 6:30 Uhr wecken (mit Musik)
  • Kleines Frühstück
  • 1. Tauchgang
  • Großes Frühstück
  • 2. Tauchgang
  • Mittagessen
  • 3. Tauchgang
  • Snack
  • (evtl. Nachttauchgang)
  • Abendessen

Ja, richtig. Man wird mit fünf Mahlzeiten gemästet. Das Essen ist lecker und reichlich. Der Koch macht einen hervorragenden Job, indem er den ganzen Tag in der Kombüse steht und das Essen für 24 Personen zubereitet. Er ist der wichtigste Mann an Bord, denn in seiner Verantwortung liegt der Verlauf der Gesundheit von Gästen und Besatzung. Und er hat einen hervorragenden Job gemacht. Wir kamen noch nie so gesund und vollgefressen von einem Tauchboot wie diesmal zurück!
Guillaume und seine Tauchguides Alwin und Rizal machen einen guten Job und gehen auf die Wünsche und Anliegen der Gäste ein. Insbesondere Guillaume lebt das Tauchen, für ihn ist es nicht nur ein Job. Würde uns nicht verwundern, wenn er ein entfernter Verwandter von Jacques-Yves Cousteau wäre.

Einer der zahlreichen Mantas am Tauchplatz Manta Ridge.

Die Tauchplätze von Raja Ampat

Die Tauchplätze sind unterm Strich alle recht einfach und auch mit weniger Erfahrung zu betauchen. Doch es gibt Ausnahmen und die Strömung kann unverhofft Probleme bereiten. Dies gilt besonders, wenn man zu der strömungsreichen Zeit bei Neu- und Vollmond unterwegs ist.
Ob es in Raja Ampat wirklich die meisten Arten pro Tauchgang gibt, können wir nicht sagen. Allerdings steppt an vielen Tauchplätzen tatsächlich der Bär. Man sieht viele Schwärme, eine bunte Mischung an Weich- und Hartkorallen mit allerlei Lebewesen darin und drum herum. Vom Mantis über zahlreiche Langusten, Süßlippen und Schnapper, Barsche und Lippfische, Riesendrücker, Napoleons, Barrakudas, Wobbegongs und zahlreichen Weiß- und Schwarzspitzenriffhaie sowie Graue Riffhaie haben wir bei den Tauchgängen so ziemlich alles gesehen was das Taucherherz begehrt.
Wenn wir das alles doch nur etwas besser gesehen hätten. Denn leider war die Sicht bei sehr vielen Tauchgängen schlecht oder gar grottenschlecht. Von den 24 Tauchgängen hatten wir vielleicht vier, von denen wir hätten sagen können, daß die Sicht sehr gut war. Die schlechte Sicht lag teilweise am vielen Plankton im Wasser, aber auch der fast volle Mond und ablandige Strömungen trugen ihren Teil zur schlechten Sicht bei.
Dennoch haben wir die Tauchgänge sehr genossen. Unsere persönlichen vier Highlights waren Mellissa’s Garden, Manta Ridge, Sardines und Cape Kri.

Fazit zum Tauchen in Raja Ampat

Wenn man etwas unter Wasser erkennen kann, dann sind die Tauchplätze in Raja Ampat sicherlich von Weltklasse. Die Wassertemperatur betrug durchgängig 29 Grad. Es gibt dort sehr gesunde Korallenriffe, auch wenn man an einzelnen Tauchplätzen durchaus schon Spuren von Korallenbleiche vorfinden konnte.
Tauchplätze wie Manta Ridge mit bis zu fünf Mantas gleichzeitig sind sicherlich DIE Rechtfertigung für die entbehrungsreiche An- und Abreise.
Die in so vielen Blogs und in so vielen Videos in den Himmel gelobte Einzigartigkeit von Raja Ampat mag zwar vorhanden sein, gesehen haben wir sie aufgrund der Umstände aber nicht. Auch wird oft gesagt, in Raja Ampat wäre man alleine für sich und es wäre nicht überlaufen. Das können wir so nicht bestätigen. Oft standen wir in Konkurenz mit anderen Tauchbooten, die zur gleichen Zeit am gleichen Spot waren. Wenn es dann ein großes Boot wie die Velocean ist, fühlt man sich unter Wasser wie an den Bothers zu ihren besten Zeiten. Der Kniefall mitsamt Ritterschlag fällt von unserer Seite daher leider aus. Raja Ampat bietet erstklassige und hervorragende Tauchplätze, die man unbedingt gesehen haben sollte, aber trotzdem kamen wir nicht – wie so viele andere – völlig geflasht nach Hause.

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