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LUT zur Farbkorrektur von Unterwasservideos

Eine LUT (Lookup-Table) zur Farbkorrektur von Unterwasservideos verwenden? Was im Color Grading funktioniert, klappt auch in der Color Correction!

Die Grundlagen der Farbkorrektur von Unterwasservideos sollte man jedoch auch bei der Verwendung von LUT beherrschen, wer sich noch nicht sicher ist, kann hier nachlesen.

Dieses kurze Video-Tutorial zeigt, wie man eine LUT zur Farbkorrektur von Unterwasseraufnahmen erstellt:

1. Was sind LUT?

Stark vereinfacht ist ein LUT (Lookup-Table, dt: „Darstellungstabelle“) in der Videobearbeitung eine Anweisung wie Farben interpretiert werden sollen. Verwendung finden diese LUT bereits seit Jahren in der Postproduktion von Filmen.
Derzeit wird gefühlt jedem Film im Kino oder bei YouTube ein individueller Farb-Touch verliehen. Böse Zungen wie ich selbst, die noch aus einer analogen Zeit stammen, würden statt Farb-Touch auch gerne Farbstich sagen. Der Zweck dieses Beitrags ist es jedoch nicht über den Sinn oder Unsinn von individueller Farbgebung in der Filmgestaltung zu philosophieren, sondern um zu erklären, was man mit diesen Lookup-Tabellen anstellen kann, um grün- oder blaustichige Unterwasseraufnahmen zu korrigieren.
Wir zweckentfremden also sozusagen die für das Color Grading (Farbgebung) entwickelten LUT, um Color Correction also Farbkorrektur, genauer Farbkorrektur von Unterwasservideos zu betreiben.

2. Warum Unterwasservideos mit LUTs korrigieren?

Wer sich bereits ein wenig mit dem Thema Farbkorrektur von Unterwasservideos beschäftigt hat, der wird sich jetzt fragen, warum etwas anders machen, was in der Vergangenheit doch bereits gut funktioniert hat?

Dafür gibt es einige Gründe:
• Durch die Verwendung einer LUT kann ich exakt für Kamera(s) und Umgebungsbedingungen (Tiefe, Licht und Wassertrübung) eine passende Farbkorrektur schaffen.
• Diese Farbkorrektur kann ich zukünftig immer wieder als „Preset“ laden und habe so eine bestmögliche Ausgangsbasis für die danach folgende Fein-Farbkorrektur.
• Einmal investierte Arbeit zahlt sich so jahrelang in Form von Zeitersparnis bei der Postproduktion aus.
• LUT sind schnell angewendet, so kann man kurz nachdem die Aufnahmen im Laptop sind überprüfen, wie sie nach der Farbkorrektur aussehen werden.
• Und nicht zuletzt, die Ergebnisse können sich sehen lassen und sind sehr einfach anzuwenden, auch wenn man kein Profi in Sachen Farbkorrektur von Unterwasservideos ist, der dies alle paar Tage macht und weiß wie man noch die letzten Reste Farbe herauskitzelt.
• LUTs können ausgetauscht werden. Vielleicht gibt es im Netz schon bald viel freie LUT zur Farbkorrektur von Unterwasservideos, die nur noch in die Schnittsoftware geladen werden müssen.

3. Das benötigt man, um LUT zu erstellen?

Zwei Dinge: Eine Schnittsoftware, die LUT importieren kann und Photoshop. Ich zeige hier anhand von Apples Final Cut Pro 10.4 und Photoshop CC wie der Workflow aussieht. Das Prinzip ist jedoch bei Adobe Premiere oder anderen Programmen genau das gleiche. Es geht immer nur darum eine Referenzbild aus dem zu korrigierenden Video zu schneiden, dieses in Photoshop zu öffnen, zu korrigieren, die angewandte Korrektur zu exportieren und in der Schnittsoftware zu laden. Doch der Reihe nach…

4. Erstellen einer LUT mit Photoshop CC

Nun geht es ans Eingemachte. Wir erstellen eine LUT für eine bestimmte Kamera und Lichtsituation. In meinem Beispiel ist das die Panasonic Lumix GH5, die trotz manuellem Weißabgleich unter Wasser dennoch stark verbesserungsbedürftige Ergebnisse erzielt, einfach weil es den Ingenieuren von Panasonic scheinbar nicht gelingt einen derart guten manuellen Weißabgleich zu programmieren, wie etwa Canon das kann.
Doch zum Glück nimmt die Lumix GH5 in 10bit und 4:2:2 auf, auf deutsch heißt das: Die Farbe steckt in der Aufnahme, wir sehen sie nur nicht. Keine Sorge, die Farbkorrektur mit LUT lohnt sich aber auch mit herkömmlichen 8bit 4:2:0-Kameras, nur haben wir dort nicht ganz so viel „Fleisch“, das wir bei der Korrektur „verbraten“ können. Lange Rede und kein Sinn, jetzt geht es aber wirklich los, hier sind die Arbeitsschritte:

• In Final Cut Pro 10.4 oder einem anderen Schnittprogramm exportieren wir ein aussagekräftiges Standbild aus dem zu korrigierenden Video, am besten als .PSD-Datei.
Farbkorrektur von Unterwasservideos - Export
• Dieses Bild öffnen wir in Photoshop. Nun sorgen wir als erstes dafür, daß die Ebene des Bildes auf jeden Fall eine Hintergrundebene ist, denn sonst funktioniert später der Export der LUT nicht. Dazu klicken wir auf Ebene/Neu/Hintergrund aus Ebene.

Farbkorrektur von Unterwasservideos - Hintergrundebene
• Nun nehmen wir die Korrekturen mittels Einstellungsebene vor. Dies ist wichtig, ohne Einstellungsebene geht es nicht. Dazu legen wir zuerst eine Einstellungsebene für Gradationskurven und eine für Farbbalance an.
• Den Kontrast passen wir nun mittels Gradationskurven an. Dazu verstellen wir die Kurve so, wie wir es gerne hätten. Also kräftige, aber nicht zu dunkle Schatten, keine ausgerissenen Lichter. Auch heftigen Grünstich kann man damit leicht entfernen, indem man auf einen Punkt im Bild klickt, der weiß sein sollte. Zur Not geht auch heller Sand oder ein helles Stück Koralle.
•Nun sollte das Bild bereits deutlich besser aussehen. Den Feinschliff erledigen wir nun mit der Einstellungsebene Farbbalance. Hier könne wir mittels der Regler für ein ausgewogenes Erscheinungsbild sorgen.

Farbkorrektur von Unterwasservideos - Einstellungsebenen
• Stimmt alles, geht es nun an des Export der LUT. Dazu klicken wir auf Datei/Export/Color-Lookup-Tabellen. Hat man vergessen der Datei zuvor eine Hintergrundebene zuzuweisen, kommt nun eine Fehlermeldung. Wie das mit der Hintergrundebene gemacht wird, steht ja bereits weiter oben, daher können wir nun getrost mit dem Export fortfahren.
• Dazu geben wir zuerst einen besonders aussagekräftigen Namen ein. Zum Beispiel den Namen der Kamera und der Lichtsituation. Die Tabelle könnte also lauten: GH5_Salzwasser_grün_trüb_18m.
• Den vergebenen Namen kopiert man sich am besten in die Zwischenablage, den er wird gleich nochmals benötigt. Je nach Schnittprogramm sollte an nun entscheiden, ob die Dateierweiterung in Großbuchstaben oder Kleinbuchstaben geschrieben werden soll. Final Cut Pro 10.4 schluckt nur kleine Dateiendungen und nur solche die .cube heißen.
• Ich setzte also einen Haken bei „Dateierweiterung in Kleinbuchstaben verwenden“ und wähle nur CUBE aus. Man kann aber natürlich auch alle anderen LUT-Formate mit auswählen (so ist man zukunftssicher, falls Apple eines Tages Final Cut Pro beerdigen sollte oder ihr ein anderes Schnittsystem verwendet), öffnen wird Final Cut allerdings nur .cube.


• Doch zuvor setzen wir noch die Qualität auf „64 Hoch“ und klicken auf Ok. Nun noch aus der Zwischenablage den Dateinamen einfügen und die LUT an einem beliebigen Ort speichern. Ich empfehle für jede Kamera eigene Ordner anzulegen, darin eventuell noch Unterordner für die unterschiedlichen Lichtsituationen. Eventuell sortiert nach Tiefe oder Wasserfarbe.
• Fertig. Das war es schon. Nun hat man eine Grundkorrektur erstellt, die man bei Bedarf schnell in der Schnittsoftware hervorzaubern kann. Wie das geht schauen wir uns nun im letzen Punkt an.

5. Farbkorrektur von Unterwasservideos mit LUTs

In Final Cut Pro 10.4 oder einem anderen Schnittprogramm, das LUT unterstützt braucht man nun nur noch den zu korrigierenden Clip auswählen und die LUT darauf anwenden. In Final Cut Pro 10.4 zieht man dazu aus der Ansicht „Effekte“ unter „Farbe“ den Effekt „Eigene LUT“ auf den Clip. Anschließend klickt man auf den Clip und wählt im Bereich „Informationen“ unter „Eigene LUT“ „LUT“ aus. Dort kann man „Eigene LUT auswählen“ auswählen, um die LUT zu laden. Die Farbänderungen werden nun sofort auf der Leinwand sichtbar und das korrigierte Video sieht so aus, wie das zuvor in Photoshop korrigierte Einzelbild.


Im Idealfall ist das Video nun bereits perfekt korrigiert. Falls nichts, kann man die Feinarbeit in Final Cut Pro 10.4 am besten mit Farbkurven und Farbräder erledigen. Auch die Sättigung kann man vielleicht etwas zurücknehmen, um einen natürlicheren Farbeindruck zu bekommen, aber das ist zum Teil auch Geschmacksache.

6. Fazit

Der Aufwand LUTs zu erstellen ist nicht ohne, besonders wenn man eventuell mehrere Kameras, Wasserqualitäten, Lichtsituationen und Tiefen auf diese Art „profilieren“ möchte, doch er lohnt sich.
Im einfachsten Fall sind zukünftig die Korrekturen sehr schnell mittels dem Laden des LUT erledigt, im ungünstigsten Fall sind noch ein wenig Feinabstimmungen nötig. Auf jeden Fall helfen diese Lookup-Tables dem Grün- und Blauwasser die Schrecken zu nehmen, auch wenn nach wie vor gilt: Am besten bereits unter Wasser bestmögliche Farben mit Hilfe von manuellem Weißabgleich, fest eingestellter Farbtemperatur (10.000K), Kunstlicht oder zur Not auch einem Rotfilter erzeugen.

7. Download freier LUT

Wir gehen mit gutem Beispiel voran und stellen unsere LUT für tropisches Wasser bei überwiegend schlechter Sicht zur freien Verfügung. Eine Verlinkung unserer Website in den Credits ist die Bedingung, wenn ihr sie nutzt. Dann können sie frei verwendet werden, auch für kommerzielle Filme.
Die LUT für die Lumix GH5 und Canon G7X Mark II können hier heruntergeladen werden.

Solltet ihr noch Fragen zu LUT haben, wendet euch doch einfach an uns. Ihr erreicht uns ganz klassisch per E-Mail. Oder besucht und folgt uns bei FacebookGoogle+TwitterInstagram oder bei den Videoportalen YouTube und Vimeo!