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Manueller Weißabgleich unter Wasser

So einfach gelingen stimmige Farben bei Unterwasserfotos und Unterwasservideos!

Manueller Weißabgleich unter Wasser: Mit einem manuellen Weißabgleich bringt man auch in großen Tiefen noch Farbe ins Bild, ganz ohne Filter! Dennoch wird er von Tauchern aus Angst vor dem Aufwand nur selten benutzt, sehr zur Freude der Hersteller von Rotfiltern. Aber vor dem manuellen Weißabgleich muß man keine Angst haben, denn er ist nicht kompliziert zu bedienen. Wir zeigen wie es geht – und wie man mit ihm farbenfrohe, natürliche Aufnahmen mit an die Oberfläche bringt.

Um unter Wasser für eine korrekte Darstellung der Farben zu sorgen, gibt es zwei klassische Möglichkeiten, die alle aus der vordigitalen Zeit stammen. Vermutlich deswegen, und weil die Handhabung relativ einfach ist sind sie auch heute noch sehr weit verbreitet.
Diese sind:
– Rotfilter vor der Kamera
Beleuchten mit Kunstlicht
Was genau die Vor- und Nachteile dieser Farbkorrekturen sind kann in unseren Beträgen über die Grundlagen des Unterwasserfilmens nachlesen werden. Eines muß man aber wissen, besonders die Anwendung von Rotfiltern stammt aus einer Zeit, als Kameras nicht in der Lage waren die Farben selbst zu korrigieren, bzw. eben nicht über einen sogenannten manuellen Weißabgleich verfügten. Heute manchen diese aber nur noch Sinn, wenn die Kamera über keinerlei Möglichkeiten zur Anpassung des korrekten Weißabgleich verfügt. Dies ist zum Beispiel sehr oft bei ActionCams wie der allseits beliebten GoPro der Fall. Hier sorgt ein Rotfilter vor der Kamera für ausgewogene Farben, ohne sich großartig mit Themen wie Protune Camera Raw oder der darauf nötigen zeitaufwendigen Farbkorrektur am Rechner auseinanderzusetzen.
„Manueller Weißabgleich unter Wasser?“ fragt so mancher Taucher. Dabei liegen die Vorteile auf der Hand:

Vorteile des manuellen Weißabgleichs gegenüber Rotfiltern

Manueller Weißagbleich unter Wasser - AWB automatischer Weißabgleich

Aufnahme mit automatischem Weißabgleich (AWB) in ca. 8m Wassertiefe.

Manueller Weißagbleich unter Wasser

Aufnahme mit manuellem Weißabgleich in ca. 8m Wassertiefe.

Nun ist es aber so, daß auch viele Taucher die unter Wasser fotografieren oder filmen häufig auf Rotfilter zurückgreifen, obwohl die Kamera, die sie verwenden eine perfekte Anpassung der Farben mit Hilfe des manuellen Weißabgleich ermöglichen würde.
Ein manueller Weißabgleich unter Wasser bietet gegenüber dem Verwenden eines Rotfilters folgende Vorteile:
– Es wird kein Licht geschluckt, da kein Filter vor dem Objektiv sitzt
– Das Bild behält die maximale Schärfe der Kamera, da kein Filter vor dem Objektiv sitzt
– Es entstehen keine Kosten für ein Filter, gute Filter kosten 60 Euro oder mehr
– Wenn man keinen Filter hat, kann er auch nicht verloren gehen oder beschädigt werden
Dem gegenüber steht nur ein einziger Nachteil des manuellen Weißabgleichs: Der manuelle Weißabgleich muß beim Filmen unter Wasser bei jeder Tiefenänderung neu durchgeführt werden.

Ausführen des manuellen Weißabgleichs

 

Manueller Weißabgleich unter Wasser

Ähnlich wie bei Unterwasseraufnahmen, die zu blau sind, ist dieses unter Glühlampen aufgenommene Foto zu gelb. Um dies zu korrigieren kalibriert man den Weißabgleich auf ein weiße Fläche, in diesem Fall das weiße Blatt Papier.

Manueller Weißabgleich unter Wasser – so wird er gemacht: Verfügt die Kamera über einen manuellen Weißabgleich, und das tun eigentlich alle Geräte, sofern sie nicht die billigste Kategorie sind, muß man diesen auf das Umgebungslicht einstellen. Dies geschieht je nach Hersteller und Kameramodell natürlich auf eine andere Art und Weise. Das Grundprinzip ist jedoch immer gleich: Man macht ein Foto von einer weißen bzw. 50 prozentig neutralgrauen Fläche und teilt der Kamera mit, daß dieses Referenzbild die Farbe Weiß repräsentiert.
Für gewöhnlich müssen dazu an der Kamera zwei Tasten hintereinander gedrückt werden. Eine Wiederholung der ganzen Prozedur bei einer Änderung der Tauchtiefe ist natürlich nötig, da dann auch das Licht ein anderes ist und somit erneut festgelegt werden muß, was denn ein Referenzweiß ist.
Vermutlich ist es dieser „Aufwand“, weshalb so wenige Unterwasserfilmer den manuellen Weißabgleich verwenden. Zumal man ja auch immer eine weiße Fläche benötigt die als Referenz dienen kann.
Im Normalfall ist dies eine sogenannte Weißkarte, die man kurz vor die Kamera hält. Doch es geht auch deutlich einfacher. Befindet man sich knapp über sandigem Untergrund, kann auch dieser für das Referenzbild herhalten.
In allen anderen Tiefen tut es statt einer Weißkarte übrigens auch einfach die eigene Handfläche, die man vor die Kamera hält um das Referenzfoto zu machen. Dabei kommt uns zugute, daß die menschliche Haut, übrigens egal welcher Abstammung, Afrikaner, Europäer, Asiate oder andere, immer einer 50 prozentig neutralgrauen Fläche entspricht. Klingt komisch, ist aber so.

Weitere Vorteile des manuellen Weißabgleichs

Manueller Weißabgleich unter Wasser

Der manueller Weißabgleich muß so eingestellt werden, daß weiße Flächen wie dieses Blatt auch wirklich weiß dargestellt werden.

Außer den oben bereits erwähnten Vorteilen gegenüber Rotfiltern hat der manuelle Weißabgleich noch einen anderen, gewichtigen Vorteil: die Farben sind so gut wie die Kamera es kann.
Dadurch, daß die Farben dank manuellen Weißabgleich bereits bei der Aufnahme stimmen, muß man nachträglich im Schnittprogramm kaum noch Farben korrigieren und spart sich so eine Unmenge an Zeit vor dem Computer. Auch kann der manuelle Weißabgleich in der Kamera die Farben viel ausgeglichener darstellen als dies durch eine nachträgliche Korrektur in der Schnittsoftware möglich wäre. Denn bedingt durch die hohe verlustbehaftete Kompression des Videos stehen bei der nachträglichen Bearbeitung weniger Daten zur Verfügung als in der Kamera während der Aufnahmen. Diese nicht mehr zur Verfügung stehenden Bildinformationen fehlen dann so sehr im Video, daß ein Unterschied zwischen bereits mit korrektem Weißabgleich aufgenommenen Videos und Videos die mit schlechtem Weißabgleich nachträglich korrigiert wurden, deutlich zu sehen ist.
Ein weiterer, oft übersehener, Vorteil den bereits bei der Aufnahme korrekte Farben haben ist, daß die heutigen Bildsensoren besonders im Blaubereich am stärksten rauschen und daher das Bild grieselig machen. Das heißt, dadurch, daß ich mit dem manuellen Weißabgleich bei der Aufnahme für ausgewogene Farben sorge, verhindere ich, daß das Bildrauschen in den blauen Bereichen zu sehr überhand nimmt.

Manueller Weißabgleich unter Wasser – Lösung aller Probleme?

Manueller Weißabgleich

Manueller Weißabgleich einer Canon G7 X in 30m Tiefe

Zugegeben, auch der manuelle Weißabgleich wird ab einer gewissen Tiefe an seine Grenzen stoßen. Aber auch in über 20m-30m Tiefe sind mir mit meiner Canon Powershot G7 X noch farblich ausgeglichene Aufnahmen gelungen. Doch bevor er an seine technischen Grenzen stößt leistet der manuelle Weißabgleich wirklich ganze Arbeit. So sind die Farben deutlich ausgewogener als zum Beispiel bei jedem in der Kamera verfügbaren Unterwassermodus. Zur Erklärung: Als Unterwassermodus bezeichnen Hersteller eine Farbverschiebung ins Rote, die den unter Wasser mangelnden Rotanteil bis zu einer bestimmten Wassertiefe ausgleicht, meist so bis ca. 6m. Dieses Unterwassermodus kann also bis zu einem gewissen Grad einen Rotfilter ersetzen, kommt aber nicht an die Genauigkeit und Universalität des manuellen Weißabgleich heran.
Manueller Weißabgleich unter Wasser, es geht noch besser: Der manuelle Weißabgleich liefert in den allermeisten Situationen die besten Ergebnisse, die oft gar nicht oder nur wenig nachbearbeitet werden müssen. Diese Nachbearbeitung, also die Feinabstimmung der drei Grundfarben Rot, Grün und Blau sowie eine Kontrastkorrektur sind mit etwas Aufwand verbunden. Sind die Farben allerdings schon dank manuellem Weißabgleich sehr stimmig, ist diese Korrektur relativ schnell in einer guten Schnittsoftware erledigt. Wie ihr die Farben am Rechner korrigieren könnt, erfahrt ihr in dem Kapitel Farbkorrektur von Unterwasservideos.

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