Einem majestätischen Buckelwal im offenen Meer zu begegnen ist eine der besten Erfahrungen, die man unter Wasser machen kann. Wer jedoch mit Buckelwalen schwimmen, bzw. schnorcheln will, hat weltweit nur zwei (legale) Möglichkeiten. Entweder man fliegt nach Tonga oder in die Dominikanische Republik. Wir haben uns für die Silver Bank an der Nordküste der Dominikanischen Republik entschieden, da dies der einzige Standort ist, an dem man eine ganze Woche bei den Tieren auf einem Safari-Boot verbringt.
Bei den Buckelwalen mit Conscious Breath Adventures
Wir haben uns aus drei Gründen für einen Besuch bei den Walen der Silver Bank entschieden. Erstens, die Anreise aus Europa ist deutlich kürzer. Zweitens, mit Conscious Breath Adventures gibt es dort einen Anbieter, der auch viel auf Bildungsarbeit setzt und für den die Wale nicht nur ein Belustigungsobjekt für Touristen sind.
Drittens, an der 110km vor der Nordküste der Dominikanischen Republik gelegenen Silver Bank ist es möglich eine ganze Woche bei den Buckelwalen zu verbringen. Unter guten Bedingungen sind dort binnen fünf Tagen bis zu neun Ausfahrten zu den Walen in allernächster Umgebung möglich. Auf Tonga fährt man täglich von Land aus zu den Walen, ein Safari-Boot gibt es dort derzeit nicht.
Für die Silver Bank spricht außerdem auch, daß die Dominikanische Republik es dort nur drei Safarschiffen gestattet Whale Watching und Walschwimmen anzubieten. Auf diese Weise kommen pro Jahr nur maximal 600 bis 700 Personen in den Genuß dort mit Buckelwalen zu schwimmen und die Störung der Tiere wird auf ein Minimum reduziert.
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Schwimmen mit Buckelwalen
Klären wir gleich vorab die häufigst gestellte Frage: Warum seid ihr nicht mit den Walen getaucht?
Ganz einfach. Einem Wal beim Tauchen unter Wasser zu begegnen ist reiner Zufall. Ein Sechser im Lotto dürfte dagegen häufiger zu haben sein. Das liegt daran, daß Taucher verdammt langsam und Wale, auch Buckelwale, selbst wenn sie sehr langsam schwimmen – im Vergleich zum Taucher – immer noch verdammt schnell sind.
Einem Wal im Meer wirklich begegnen kann man nur, wenn der Wal ruht oder anderweitig Interesse an einem zeigt und die Begegnung zuläßt. Mit einer Taucherausrüstung ist man viel zu schwerfällig, der Wal müßte praktisch stillstehen, damit die Begegnung gelingen kann. So etwas kommt sehr selten u.a. in Socorro vor, rechnen sollte man damit aber wie erwähnt nicht.
Apnoetauchen in der Gegenwart von Walen ist im Schutzgebiet der Silver Bank für Touristen verboten. Es wird dafür eine Ausnahmegenehmigungen nötig. Wissenschaftler und Journalisten können diese beantragen.
Was bleibt ist das Schnorcheln an der Oberfläche. Doch auch hier sollte man sportlich fit sein, denn es ist bereits sehr schwer mit einem nur langsam schwimmenden Buckelwal auf einer Höhe zu bleiben. Und nur allzuoft steigt man vergebens vom Boot ins Wasser… und wieder zurück aufs Boot.
Wenn man sich auf das Abenteuer einläßt, sollte man wissen, daß weite Teile mit der Suche nach geeigneten Walen verbracht wird. Für meinen persönlichen Geschmack, war es etwas zuviel Whale Watching an der Oberfläche und zu wenig Begnungen unter Wasser. Doch dies ist auch etwas das berühmte Jammern auf hohem Niveau. Schließlich ist doch das viele Whale Watching auch der Suche nach geeigneten Walen geschuldet, die es zulassen mit ihnen zu schwimmen.
Anreise zu den Buckelwalen
Wir waren vom 19. bis 25. Februar mit Conscious Breath Adventures bei den Buckelwalen der Silver Bank. Es war die fünfte Woche der Saison 2022. Gebucht hatten wir die Reise bei Schöner Tauchen in Bremen. Unsere Anreise erfolgte bereits am 15. bzw. 16. Februar von München über Frankfurt nach Puerto Plata. Mit dabei war der uns von Behind The Mask bekannte Unterwasserfilmer und Fotograf Peter Löseke.
Da das von Conscious Breath Adventures gecharterte Boot, die Sea Hunter immer samstags zur Silver Bank fährt, Condor aber nur sonntags und mittwochs nach Puerto Plata fliegt, war auch eine Unterbringung für drei Nächte in einem Hotel nötig.
Schöner Tauchen wählte das Hotel Villa Taina, das nur fünf Minuten von einem medizinischen Labor entfernt liegt, in welchem ein Teil der Reisegruppe, der bereits mit uns angereist war, den für das Betreten des Safari-Bootes nötigen PCR-Test machen konnte.
Das Hotel ist ein schlichtes Surfer-Hotel mit einer schicken Bar und direktem Zugang zu einem der besten Spots zum Kite-Surfen.
Wir schlugen uns die Wartezeit hauptsächlich in der Bar, am Strand und bei einem Tauchgang in Sosua um die Ohren. Aufgrund des extrem starken Winds in den Tagen zuvor war die Sichtweite unter Wasser aber derart schlecht, daß wir dort keinen weiteren Tauchgang machten.
Am Freitag vor dem Boarding erfuhren wir, daß unsere gesamte Reisegruppe negativ auf Corona getestet wurde. Einem Boarding am Samstag in der nahegelegenen Marina stand also zum Glück nichts im Wege.
Die Sea Hunter – unser Zuhause für die kommende Woche
Das von Conscious Breath Adventures in dieser Saison gecharterte Schiff, die Sea Hunter der Undersea Hunter Group, fährt nur zur Buckelwal Saison zur Silver Bank. Außerhalb dieser Zeit ist das Safari-Boot die Top-Adresse, wenn man zum Tauchen nach Cocos Island will.
Die Sea Hunter ist ein zu einem Tauchboot umgebautes Versorgungsschiff. Dadurch mag ihr vielleicht die Eleganz einer Jacht fehlen, doch für Fahrten zu Tauchplätzen ist dies egal.
Die Besatzung dieses Safarischiffs ist routiniert und eingespielt. Die an der Silver Bank nicht benötigten Tauchguides lenken die beiden kleinen Beiboote (Skiffs) zu den Buckelwalen.
Der wichtigste Mann an Bord, der Koch, macht einen hervorragenden Job und bereitet sehr leckere Mahlzeiten zu.
Die Sea Hunter selbst ist in einem guten, gepflegten Zustand und liegt während der sechstägigen Ankerzeit dank zweier Stabilisatoren ruhig und sicher in der sich im offenen Meer befindlichen Silver Bank vor Anker.
Da sie ein erfolgreiches Tauchschiff ist, verfügt sie über ein geräumiges Tauchdeck mit zwei Behältern zum Waschen der Unterwasserkameras sowie über eine geräumige Ecke mitsamt Aufbewahrungsboxen für Kameras und Fotozubehör, mitsamt Lademöglichkeit für Kameraakkus.
Ein gewisses Problem stellt die Warmwasserversorgung der Duschen dar. Wer nicht zu den ersten Rückkehrern gehört, darf auf der Kabine oft nur kalt duschen. Lediglich die Dusche auf dem Tauchdeck verfügte meist über ausreichend warmes Wasser.
Das Team von Conscious Breath Adventures
Gründer und Chef des Unternehmens ist Captain Gene. Mit zum Team gehörten Cat und Jeff, die ebenfalls wie Gene die Ausfahrten begleiten. Conscious Breath Adventures hat keine Wissenschaftler vor Ort, mit Gene und Jeff aber jahrzehntelange, geballte Whale Watching Erfahrung. Die Beobachtungen werden nach internationalen Richtlinien durchgeführt.
Abends gibt es abwechselnd spannende Vorträge mit vielen Neuigkeiten und neuesten Erkenntnissen zum Leben der Buckelwale.
Die Buckelwale der Silver Bank
Kommen wir zum Grund unserer Reise. Die Buckelwale. Die Silver Bank ist ein Schutzgebiet im Rang eines sogenannten Sanctuary. Ein Sanctuary ist eine niedrigere Schutzkategorie als eine Marine Protected Area. In einem Sanctuary ist beispielsweise das Fischen erlaubt.
Im Gebiet der Silver Bank bringen die weiblichen Buckelwale ihre Jungen zur Welt, ziehen sie dank extrem nahrhafter Milch groß genug für die weite Reise in die arktischen Gewässer. Doch damit ist es nicht getan. Gleichzeitig findet die Paarung und das damit verbundene Werben der Männchen um die Gunst der Weibchen statt.
Nebenbei machen sogenannte Rowdy Groups, bestehend aus zahlreichen männlichen Tieren die Silver Bank „unsicher“. Es ist also einiges geboten in den Gewässern der Silver Bank.
Mit den Buckelwalen schwimmen kann man jedoch nur in bestimmten Situationen. Einige der Situationen, die wir beobachten konnten sind…
Mother with Calf
Diese Begegnung kommt beim Schwimmen mit Buckelwalen zu Stande, wenn das Muttertier entspannt ist und es der Meinung ist, daß von den komischen Gummiflosslern keine Gefahr ausgeht. Außerdem ist es wichtig, daß das Kalb gerade eine Ruhepause benötigt, bzw. Interesse zeigt. Ansonsten würden die Tiere einfach weiterschwimmen.
Singer
Buckelwale sind für ihren Gesang bekannt. Das Wissen darum ist jedoch etwas völlig anderes, als wenn man es damit vergleicht über einem in 20-30m Tiefe schwebenden Buckelwal zu schwimmen der lautstark singt. Die Töne sind so laut, daß der eigene Körper von den Haarspitzen bis zu den Zehen vibriert. Diesen Gesang am eigenen Körper zu erfahren, ist eine der unglaublichsten Erfahrungen, die man im Meer machen kann.
Dancer
Ebenso faszinierend ist die Begegnung mit zwei oder drei Dancern. Drei Dancern zu begegnen ist extrem selten. Wir hatten dennoch das Glück als wir um ersten Mal ins Wasser gegangen sind. Dies war vermutlich das oft beschworene Anfängerglück. Denn wie Jeff uns versicherte, hatten sie vergleichbare Begegnungen in den letzten 12 Jahren lediglich drei weitere Male.
In unserem Fall handelte es sich um zwei männliche und vermutlich ein weibliches Tier. Die Wale drehen sich bei diesem Dancing um alle Achsen und stellen eine für Wale erstaunliche Beweglichkeit und Wendigkeit zur Schau.
Man muß es wirklich selbst erlebt haben. Worte können es nur unzureichend beschreiben und selbst ein Film ist nur ein mangelhafter Ersatz für das eigene Erleben.
Escort and Challenger
Dies ist eine reine Oberflächenbegegnung. Schwimmen mit den Walen ist hier aufgrund der hohen Geschwindigkeit nicht möglich. Was gibt es zu sehen? Viele der Weibchen, egal ob sie eben erst ein Kalb zur Welt gebracht haben oder nicht, werden von männlichen Buckelwalen begleitet. Diese sind die sogenannten Escorts. Der Escort folgt hierbei unablässig dem Weibchen und hofft natürlich bei ihm zum Zug zu kommen und der Vater des nächstjährigen Kalbs zu werden.
Die gleiche Idee haben die Challenger. Ein Challenger ist ein anderer männlicher Buckelwal, der den angestammten Escort verdrängen möchte. Hierbei entstehen zum Teil wilde und ausdauernde Verfolgungsjagden. Richtig interessant wird es, wenn noch ein zweiter Challenger auftaucht…
Rowdy Group
Wie der Name schon andeutet, bei einer Rowdy Group befindet man sich (besser) auch nicht im Wasser, sondern hoffentlich in sicherer Entfernung. An einem der ersten Abende gelangen Captain Gene mit Hilfe seiner Drone wunderbare Aufnahmen von zehn Tieren, die in der Nähe der Sea Hunter vorbeizogen. Selbstredend besteht eine solche Rowdy Group ausschließlich aus männlichen Tieren, die gerade „sonst nichts“ zu tun haben. 🙂
Fazit zum Schwimmen mit Buckelwalen
Eine Reise zu den Buckelwalen der Silver Bank ist sicherlich kein gewöhnlicher Tauchurlaub. Eigentlich ist es gar kein Tauchurlaub, sondern mehr Whale Watching mit der Gelegenheit den Buckelwalen unter Wasser Auge in Auge zu begegnen.
Das Team von Conscious Breath Adventures und die Besatzung der Sea Hunter haben in jedem Augenblick dafür gesorgt, daß uns eine unvergeßlich schöne Zeit bei den Buckelwalen bereitet wurde. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie ist dies überhaupt keine leichte Aufgabe.
Umso mehr freuen wir uns, daß es zu keinem coronabedingten Abbruch dieser außergewöhnlichen Reise gekommen ist und wir die Buckelwale in ihrer natürlichen Umgebung genießen durften.
Zugegeben, es gibt günstigere Urlaube als mit Buckelwalen zu schwimmen. Aber es gibt mit Sicherheit selbst für Taucher, die sonst schon alles gesehen haben, nicht vieles, was eine Begegnung mit einem Buckelwal unter Wasser noch toppen könnte.
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