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Log Video: Umfangreiche Farbkorrektur für Unterwasservideo

Log Video zu verwenden hat viele Vorteile, aber auch einen Nachteil – es verpflichtet zur Farbkorrektur und zum Grading. Wann es eine sinnvolle Option für Unterwasservideo ist, erläutern wir hier am Beispiel der Panasonic Lumix GH5.

Was bedeutet Log Video?

Professionelle und höherpreisige Consumerkameras bieten die Möglichkeit im sogenannten Log-Format zu filmen. Begriffe wie S-Log, C-Log, V-Log geistern hierzu durch das Netz.
Im Prinzip handelt es ich dabei immer um ein Videobild, das mit extrem niedrigen Kontrasten, ungesättigten Farben, geringer Schärfe und relativ hohem Bildrauschen aufgenommen wurde. Auch wenn der Vergleich etwas hinkt, kann man Log-Video als unentwickelte RAW-Fotos betrachten. Denn auch das RAW-Foto wird erst zum Foto, indem man Kontrast, Sättigung, Farbe und Bildschärfe einstellt.
Ähnlich wie in der RAW-Entwicklung gibt es auch bei der Verwendung von Log-Formaten die Verpflichtung zur nachträglichen Bearbeitung der Aufnahmen. Denn wer will schon ein verwaschenes, unscharfes Video sehen?

Log Video
Vlog-Aufnahme der Panasonic Lumix GH5 in 20m Tiefe: Links die farbkorrigierte Aufnahme, rechts die unbearbeitete Vlog-Aufnahme wie sie aus der Kamera kommt.

Warum in Log filmen?

Es gibt verschiedene Gründe, weshalb man sich die aufwendigen Prozesse der individuellen Farbkorrektur mittels LUT antun sollte. Wer nicht weiß, was ein LUT ist, möge dies bitte auf dieser Seite zur Farbkorrektur von Videos mittels LUT nachlesen, denn der folgende Text setzt dieses Wissen voraus.

Nahezu alle Kameras verfügen über die Möglichkeit in bestimmten Profilen aufzunehmen. Diese tragen je nach Hersteller Namen wie Cine-D, Natural, Standard…
In all diesen Profilen übernimmt die Kamera die Arbeit der Farbkorrektur und der Kontrastanpassung. So bekommt der Bildprozessor vom Sensor der Kamera im Prinzip das angeliefert, was man ein RAW-Bild nennt. Dieses Bild verwandelt er nach Vorgaben des Profils in eine vorzeigbare Aufnahme. Dabei werden leider sehr viele Bilddaten, die der Sensor aufgenommen hat bedingt durch Kompression und Kontrastveränderungen verworfen. Man „verliert“ Blenden, das heißt der Kontrastumfang reduziert sich.
In sehr vielen Fällen spielt diese Kompression und dieser Verlust an Bilddaten keine große Rolle. Auch bei Unterwasservideos nicht. Solange man nachträglich keine massiven Eingriffe ins Video in Form von sehr starken Farb- und Kontrastkorrekturen unternimmt…

Dieses Video veranschaulicht, was alles mit Log Video möglich ist:

Doch oftmals, wenn man unter Wasser nur mit natürlichem Licht filmen will/kann, werden danach die eben erwähnten massiven Korrekturen der Farben und des Kontrasts nötig, schuld ist der Verlust von Rottönen mit zunehmender Tiefe.
Der Vorteil der Log-Aufnahmen (Log Video) besteht nun darin, daß die bei der Aufnahme produzierte Datenmenge der einer normalen Aufnahme entspricht. Man aber nun stets den gesamten Kontrastumfang des Bildsensors ausnutzen kann. Daher stehen für die Korrektur von Kontrasten und Farben in der Postproduktion mehr Möglichkeiten zur Verfügung.
Auch die Entscheidung, ob der fertige Film später in Rec.709 (SDR) oder in Rec.2020 (HDR) erscheinen soll, läßt man sich mit der Aufnahme in einem Log-Format noch offen. So kann man nachträglich in der Schnittsoftware beide Optionen wahrnehmen, da die Farben und Kontraste dank der Aufnahme in Log HDR-fähig sind.

Unter Wasser in Log filmen – ein Erfahrungsbericht

Ich gebe zu, ich wurde zum Filmen in Log gezwungen. Durch den Umstieg von Canon-Kameras, die unter Wasser über den besten manuellen Weißabgleich verfügen den man sich nur wünschen kann, auf eine Panasonic Lumix GH5, die über einen extrem schlechten manuellen Weißabgleich unter Wasser verfügt, war ich gezwungen mich tief in die Farbkorrektur von Unterwasseraufnahmen einzuarbeiten.

Bereits ab wenigen Metern Tiefe produziert die GH5 nur grünblaue Aufnahmen, auch bei bestmöglich auf Grau-/Weißkarte durchgeführten manuellen Weißabgleich. Es sind daher massive Farbkorrekturen nötig, um brauchbare Aufnahmen zu erhalten.

In den zwei Jahren, in denen ich mit dem grottenschlechten Weißabgleich der GH5 kämpfte, stieß ich bei der Korrektur von Aufnahmen, die in einem Profil wie Natural (Natürlich), Cine D oder HLG gemacht wurden bei der Korrektur immer sehr schnell an Grenzen. Ganz besonders dann, wenn es darum ging die Farben an unsere Zweitkamera, die Canon Powershot G7 X Mark II anzugleichen.

Was das Angleichen der Farben an die Canon betrifft, so ist dies dank Vlog zwar besser geworden, aber immer noch kein Zuckerschlecken.
In allen anderen Fällen jedoch, wenn man die maximale Aufnahmequalität aus der GH5 herausholt, also Vlog in 10 Bit 4:2:2 im All-I Codec bei 400Mbit filmt, sind die Korrekturmöglichkeiten deutlich besser geworden.

Der Aufwand in der Post ist jedoch gigantisch. Die Dateien bei der Aufnahme sind es ebenso. 10 Minuten Video verschlingen 32GB an Platz auf der SD-Karte.
Umso erstaunlicher ist es daher zu sehen, welch hervorragende Kontraste und Farben eine Kompaktkamera von Canon in ein 8 Bit Video zaubert. Canon hat nach wie vor die besten Farben bei Aufnahmen unter Wasser. An der GH5 muß man sehr viel korrigieren, um den sehr stimmigen und natürlichen Farben von Canon auch nur ansatzweise nahe zu kommen. Erreicht habe ich die perfekten Unterwasserfarben von Canon daher bisher noch nicht.

Log Video: Mein Vlog Workflow an der Lumix GH5

Farbeinstellung in der GH5:
Die Vorbereitung beginnt vor dem Tauchgang. Nachdem der manuelle Weißabgleich bei der GH5 selbst in geringen Tiefen von wenigen Metern in 8 von 10 Fällen massiv daneben liegt, bemühe ich diesen inzwischen nur noch selten.
Stattdessen habe ich einen Speicherplatz der Kelvin-Settings auf das kälteste zu erwartende Licht eingestellt, also 10.000 Kelvin, weiter kann man den Weißabgleich leider nicht verändern.
Diesen Speicherplatz verwende ich inzwischen für alle Tiefen von 1-40m.
Eine zweite Einstellung mit 7.000 Kelvin habe ich mir für Aufnahmen sehr nahe der Oberfläche gemacht. Also zum Beispiel fürs Schnorcheln, wenn die Kamera wenige Zentimeter unter der Oberfläche ist.

Videoeinstellungen in der GH5:
Als Profil wähle ich Vlog (dieses muß übrigens für 100 Euro bei Panasonic zusätzlich gekauft werden) und filme darüber hinaus in 4K bei 10 Bit und 4:2:2 Farbabtastung. Als Codec wähle ich All-I bei 400Mbit. Es mag sein, daß diese Einstellungen für 99% der Aufnahmen mit Kanonen auf Spatzen geschossen ist, in größeren Tiefen aber, wenn man nicht mit Kunstlicht filmt und dennoch Wert auf natürliche Farben durch Umgebungslicht legt, ist die Wahl dieser Einstellungen nach meiner inzwischen bis Juli 2017 zurückreichenden Erfahrung mit der GH5 aber ein eindeutiger Vorteil.
Das Filmen im All-I Codec erfordert allerdings schnelle und teure SD-Karten. Die Aufnahmezeit einer 128GB-Karte liegt bei knapp über 40 Minuten. Diese Karte von Sony ist relativ günstig und funktioniert in der GH5 ohne Probleme bei 400Mbit.

Log Video
Log Video: Korrigierte Vlog-Datei einer Lumix GH5 – Kontrast und Farben sind durch LUTs, Farbräder und Farbkurven optimiert worden

Postproduktion:
Die Korrektur der Farben und des Kontrast nehme ich zu großen Teilen über in 3D LUT Creator selbst erstellten, spezialisierten LUTs und den Rec.709 Standard LUT von Panasonic vor.
Diese werden der Reihe nach angewandt. Feinabstimmungen in Sachen Kontrast und Farbe erledige ich mittels Farbräder und Farbkurven in meiner Schnittsoftware.
Bis auf wenige Ausnahmen kommt als erstes der Rec.709 Standard LUT von Panasonic zum Einsatz. Dieser bewirkt gute Kontraste und ein niedriges Bildrauschen. Danach wende ich meine selbstentwickelten LUTs an. Ein LUT entfernt nötigenfalls den Grünstich, ein weiteres verschiebt die Aufnahme ins Rötliche, so wie ein Farbfilter vor der Kamera das machen würde. Nur, daß die Verschiebung ins Rot mittels LUT im Gegensatz zu einem echten Rotfilter vor der Kamera in ihrer Stärke kontrolliert werden kann.
Über ein weiteres LUT stelle ich die gewünschte Farbsättigung des Videos ein.
Falls noch nötig werden die Kontraste nicht mittels LUT, sondern über die Farbräder und Farbkurven der Schnittsoftware angeglichen.

Ich empfehle auf jeden Fall für die verwendete Kamera eigene Korrektur-LUTs zu erstellen. Dies geht wie eben beschrieben entweder in der Software 3D LUT Creator oder in in modernen Versionen von Photoshop. Wie man mit Photoshop LUTs erstellt, habe ich in diesem Video beschrieben:

Zusätzlich kann man hier auf dieser Seite alles in Ruhe über das Erstellen von LUTs zur Farbkorrektur von Unterwasservideos nachlesen.
Anders als in dem Video oben beschrieben geht es hier aber nicht um die komplette Korrektur eines Videos mit nur einem LUT, sondern um die teilweise Korrektur mit spezialisierten LUTs.
So kann man, um zum Beispiel den Grünstich in Photoshop zu entfernen, den Kanalmixer verwenden und so grüne Farbtöne in wärmere Farbtöne umwandeln.
Dabei darf man gerne Übertreiben, denn wenn man den LUT später in der Schnittsoftware anwendet, kann man seine Intensität regulieren. Sollte das Bild als zu rot geworden sein, zieht man in Final Cut an dem Regler unter dem LUT, bis die Farben stimmig sind.

Fazit zu Log Video

Je nach Bildqualität, also Farbgebung durch das Wasser, Tiefe und Abstand zum Motiv, künstliches oder natürliches Licht gelingen die Korrekturen in Vlog besser als wenn man versucht an bereits in der Kamera fertig gerenderten Aufnahmen etwas zu korrigieren.
Dennoch ist der Aufwand gigantisch und eigentlich nur dann zu rechtfertigen, wenn jemand, wie ich, gerne natürliche Farben in größeren Tiefen unter Wasser einfangen will, dabei möglichst wenig oder kein Kunstlicht verwendet und dabei auch noch zwei Kameras von unterschiedlichen Herstellern farblich einigermaßen aneinander anpassen will.
Oder der unter Wasser erreichbare, manuelle Weißabgleich einer Kamera sich als derart unzureichend wie der der Lumix GH5 herausstellt. 🙁

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