Vom 3. bis zum 9. Februar 2019 waren wir auf der von Werner Lau betriebenen MY Sheena auf Tauchsafari auf den Malediven. Die MY Sheena befuhr in dieser Woche die Atolle Faafu, Meemu und Vaavu. Wie das Tauchen auf der Sheena und an den angefahrenen Tauchplätzen war, haben wir in diesem kurzen Bericht zusammengestellt.
Anmerkung: Wie all unsere Tauchberichte, stellt auch dieser natürlich nur eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt unserer Anwesenheit dar.
Anreise
Die Anreise erfolgte mit Emirates von München aus über Dubai nach Male. Von dort aus ging es mit dem Wasserflugzeug in das Filitheyo Island Resort. Seit gut zwei Jahren geht die MY Sheena immer sonntags von Filitheyo aus auf Tauchsafari, zuvor war sie auf Medhufushi stationiert.
Wir waren zum Auskurieren unseres Jetlags bereits einen Tag früher angereist. So konnten wir am Sonntag ganz entspannt auf der MY Sheena einchecken. Dieser Checkin erfolgte auf der ebenfalls von Werner Lau betriebenen Tauchbasis auf Filitheyo, die übrigens auch bei Beendigung der Tauchsafari die Endabrechnung für die MY Sheena übernimmt.
Video: Tauchen auf der Sheena und Filitheyo im Februar 2019
Die MY Sheena
Die Sheena ist mit 24m ein eher kleines Safariboot. Die Unterbringung der Gäste erfolgt entweder in zwei Kabinen auf dem Oberdeck in der Kategorie Owners Cabin oder unter Deck in fünf weiteren Kabinen, deren Größe vom Heck zum Bug naturgemäß abnimmt.
Wir waren in Kabine 1 untergebracht. Diese liegt auf der Steuerbordseite des Schiffs. Sie ist zwar nicht riesig, doch für eine Woche geräumig genug für zwei Personen.
Die Kabine verfügt über eine Klimaanlage und einen Ventilator. Beides ist auch nötig, um den kleinen Raum bei der hohen Luftfeuchtigkeit bewohnbar zu halten, auch wenn man ohnehin nur zum Schlafen in der Kabine ist.
Die untere Koje ist breit genug für zwei Personen. So konnten wir die darüberliegende Koje als eine Art Kleiderablage nutzen.
Das WC, bzw. die Dusche ist ebenfalls für ein Schiff in der Größe der MY Sheena relativ geräumig. In den anderen Duschen, in den kleineren Kabinen konnte man nicht aufrecht duschen, haben wir gehört, dies war in unserer Dusche problemlos möglich.
Auch der Lärm des immer laufenden Dieselgenerators hielt sich in Grenzen. Dieser ist zwar vermutlich auch im Heckbereich angeordnet, doch das Geräusch hat uns nicht vom Schlafen abgehalten. Generell schläft man ja nach drei Tauchgängen und ein paar Dekobieren eher problemlos ein.
Apropos Getränke… Wasser ist auf der MY Sheena kostenlos und kann aus einem Spender gekühlt, lauwarm oder heiß (für Tee) abgefüllt werden. Für alle anderen Getränke zahlt man die auf den Malediven üblichen Preise. Cola oder Bier 5$… Bezahlung ist übrigens nur in bar und US-Dollar möglich. Wie bereits erwähnt, bezahlt man am Ende der Reise auf Filitheyo.
Was das Essen angeht, so grenzt es fast schon an Zauberei, was der Schiffskoch alles an leckeren Gerichten für die Gästen zubereitet, zumal die Küche winzig ist.
Doch nicht nur der Koch ist sehr bemüht um die Gäste. Die gesamte Besatzung ist damit beschäftigt den Tauchern einen möglichst reibungslosen Verlauf zu bieten und ihnen den Aufenthalt auf der Sheena so angenehm wie möglich zu machen.
Gegen Ende der Tauchsafari findet man zwei Umschläge für Trinkgeld in der Kabine. Einen für die Besatzung und einen für die Tauchguides. Erwünscht werden in jedem Umschlag 100$ pro Woche und Gast.
Tauchplätze
Getaucht wurde bei den bis zu 18 Tauchgängen bis auf wenige Ausnahmen in den Kanälen der Atolle. Die in unserer Woche angesteuerten Tauchplätze waren: One Way Faru, Barrakuda Kandu und Little Channel South im Faafu-Atoll. Die Plätze Simply the Best, Western Highlight, Mantas and More, White Tip Station, Happy Corner, Lucky Reef und Shark Point lagen im Meemu-Atoll. Im Vaavu-Atoll hingegen wurden die Plätze Uthuru Kandu, The Golden Wall, Fottheyo, Vitara Kandu und das Alamatha Hausriff betaucht.
An manchen Tauchplätzen wurde zweimal getaucht. Andere, aus dem Logbuch der Sheena bekannte, wie das legendäre Valley of the Ray, wurden jedoch – auf Wunsch von Stammgästen, denen das Wasser dort zu trüb war – gar nicht erst angefahren.
Den Nachttauchgang am Alamatha Hausriff mit den angeblich zahlreichen Ammenhaien kann man gut und gerne als sogenannten Spartauchgang bezeichnen, einen Tauchgang also den man sich sparen kann. Dort gibt es, wenn man wie wir früh am Abend abtaucht deutlich mehr Taucher als Ammenhaie zu sehen. Das Hausriff ist total überlaufen, es gibt Zoos, da ist deutlich weniger los. Mehr als 15-20 Ammenhaie ließen sich nicht blicken, dafür zahlreiche Stechrochen, angelockt vom Licht der bestimmt einhundert Taucher.
Das Tauchen auf der MY Sheena
Wie auf den Malediven üblich, hat auch die MY Sheena ein Dhoni als Begleitboot. Alle Tauchgänge beginnen und enden auf diesem Tauch-Dhoni. Auf dem Boot hat jeder einen fest zugewiesenen Platz. Die Ausrüstung wird einmal aufgebaut und verbleibt für die Dauer der Tour fest auf dem Dhoni am zugewiesenen Platz. Die Flaschen werden nach jedem Tauchgang direkt dort gefüllt. Die Ausrüstung wird am Ende des Tages lediglich leicht mit Wasser abgespült.
Während der Kompressor auf dem Dhoni die leeren Flaschen befüllt, geht es meist auf einige Meter Abstand zur Sheena, so daß der Lärm des Kompressors nicht zu stark hörbar ist.
Wie bereits erwähnt finden die meisten Tauchgänge in den Kanälen statt. Diese werden dabei für gewöhnlich komplett durchquert, sogenanntes Channel Crossing. Dabei zieht man sich an mehr oder weniger abgestorbenen Korallen an der Riffkante entlang mit den Armen durch den Kanal, während die einlaufende Strömung seitlich oder schräg gegen einen drückt. In Tiefen von 30 bis 40m können dabei oft Weißspitzenriffhaie und Graue Riffhaie beobachtet werden, wenn man sich die Zeit nimmt diese an einem Strömungshaken hängend zu beobachten.
Da auf der MY Sheena mit Nitrox 32 getaucht wird, das bei dem von den Tauchverbänden maximal gestattetem Sauerstoffpartialdruck von 1,4 bar nur 33,7m an Tiefe gestattet, wurden alle Teilnehmer gleich zu Beginn aufgefordert ihre Computer auf 1,6 bar umzustellen sowie mögliche Alarmtöne stumm zu schalten, um die Haie nicht zu verjagen.
Anmerkung: Die auf den Malediven gesetzlich vorgeschriebene Maximaltiefe liegt bei 30m, ebenso schreiben die Tauchregeln der MY Sheena eine Maximaltiefe von 30m vor.
Da auch die in diesen Tiefen gestattete Nullzeit reichlich kurz ist (besonders, wenn es sich bereits um den dritten tiefen Tauchgang handelt), wurde den Teilnehmern empfohlen Dekotauchgänge durchzuführen, statt rechtzeitig höher zu gehen.
Für Tech-Taucher ist dies natürlich problemlos möglich, da diese über eine entsprechende Ausbildung verfügen. Da die Gästestruktur an Bord der Sheena aber fast ausschließlich aus Sporttauchern bestand, darf man es als äußerst risikofreudig bezeichnen am Tag drei Tauchgänge in großer Tiefe zu absolvieren. Zumal diese mit einem zumindest fragwürdigen Gasgemisch und für Dekotauchgänge nicht ausgebildeten Tauchern stattfanden, von denen einige darüber hinaus gerade mal die Eingangsvoraussetzung von 60 Tauchgängen erfüllten.
Anmerkung: Laut Tauchregeln der MY Sheena sind Dekotauchgänge nicht gestattet.
Abgesehen von den nicht eingehaltenen eigenen Tauchregeln und dem Gesetz gibt es noch einen weiteren – wesentlich wichtigeren – Punkt, der wohl weder dem Betreiber noch den Tauchern, die diese Art zu tauchen freiwillig mitmachen klar zu sein scheint: Verstößt man wie hier geschehen vorsätzlich gegen die Vorgaben der Tauchverbände, verliert man den Versicherungsschutz der Tauchunfallversicherung. Dies haben wir uns von unserem Versicherer Aquamed schriftlich bestätigen lassen. Hier ein Auszug aus der Antwort „…laut Versicherungsbedingungen TUV 4.1.2.1 besteht kein Versicherungsschutz für Tauchgänge, bei denen die Empfehlungen international anerkannter Verbände … vorsätzlich oder grob fahrlässig nicht beachtet werden…“
Da wir nicht bereit waren uns höheren Risiken als nötig auszusetzen, durchquerten wir die Kanälen nur dann, wenn dies möglich war ohne in Deko zu gehen.
Meistens ließen wir uns aber vor dem Ende der Nullzeit von der Strömung in den Kanal schießen, wo wir dann unsere Tauchgänge beendeten oder mit dem deutlich konservativer tauchenden anderen Guide an den Riffen auf Entdeckungstour gingen. Immerhin bescherte uns auf unsere eigene Art zu tauchen doch noch, die schon nicht mehr möglich geglaubte, leider viel zu kurze Begegnung mit zwei Mantas in 15m Tiefe, während der Großteil der restlichen Gruppe in 35m – aus welchen Gründen auch immer – beim Channel Crossing nach Mantas suchte.
Fazit
Wir sehen die von uns besuchten Tauchplätze natürlich immer aus der Perspektive als Unterwasserfilmer und Unterwasserfotografen. Entscheidend für den Erfolg oder Mißerfolg einer Tauchreise ist daher auch immer die Anzahl der vor die Kamera bekommenen Tiere.
Da man beim Channel Crossing lediglich Graue Riffhaie und Weißspitzenriffhaie, sicherlich auch mal den einen oder andern Napoleon zu Gesicht bekommt, erschien uns diese Art der Tauchgänge nach zwei, drei Tagen als relativ eintönig. Diese Tiere sind zwar elegant und für den einen oder anderen sicherlich der Hauptgrund auf die Malediven zu fliegen, doch will man die ganze Vielfalt dieser Atolle erleben, ist man auf der MY Sheena sicherlich auf dem völlig falschen Boot.
Zwar wurden gegen Ende der Safari, als wir unsere Wünsche nach mehr Vielfalt vorgebracht hatten zwei Gruppen gebildet, eine für die Channel Crosser und eine für die Fotografen, doch da die MY Sheena nach eigener Aussage ein Boot ist, das eine Art des Tauchens anbieten möchte, die auf keinem anderen Safariboot der Malediven zu finden ist, und dies auch ein Alleinstellungsmerkmal des Boots sein soll, ist uns klar, daß die Sheena ein Boot für risikofreudige Abenteurer, aber auf keinen Fall für Foto- und Videografen ist.
Auch betrachten wir den bei Werner Lau so oft beworbenen Grundsatz „Safety first“ hier als sträflich verletzt. Leider war vor der Buchung weder bei unserem Tauchreisebüro SubAqua noch auf den Seiten von Werner Lau einsehbar, welch risikobehaftete Art des Tauchen auf der Sheena praktiziert wird, sonst hätten wir niemals einen Fuß auf dieses Boot gesetzt und das Geld lieber in eine Safari investiert, bei der man die ganze Vielfalt der Malediven vor die Linse bekommt.