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Tauchsafari auf der Narobla, Portugal (Azoren)

Tauchen auf den Azoren – Die Azoren sind Europas bestes, aber leider oft auch unbekanntestes Tauchgebiet. Dabei lassen der Mobula-Tauchplatz Princess Alice und die für Begegnungen mit Blauhaien bekannten Condor Banks die Herzen vieler Großfisch-Fans höher schlagen.

Das Tauchboot Narobla

Vom 15. bis 22. Juli 2023 waren wir zu Gast auf dem von Pico Sport betriebenen Tauchsafariboot Narobla zum Tauchen auf den Azoren. Die Yacht Narobla bietet Platz für bis zu sechs Tauchgäste. Von denen zwei in einer Masterkabine mit Doppelbett und Dusche/WC im Bug Platz finden, während die restlichen vier Gäste in Kabinen mit Stockbetten und ohne eigenes WC und Dusche unterkommen.

Die Narobla ist aufgrund ihrer deutlich geringeren Größe nicht vergleichbar mit den Tauchsafaribooten des Roten Meeres oder anderswo auf der Welt. Auf ihr geht es naturgemäß beengter zu. Sie verfügt aber für ein Schiff dieser Größe über genügend Annehmlichkeiten, um dort eine tolle Tauchwoche verbringen zu können.

Außerhalb der Kabinen gibt es gegenüber der Kombüse einen relativ großen runden Tisch, der für Frühstück, Mittag- und ggf. Abendessen genutzt wird. Während der Tauchwoche verbringt man die Nächte grundsätzlich in den Häfen der umliegenden Inseln. Das Abendessen organisiert man sich in den Hafenstädten selbst in einem Restaurant. Es sei denn, man fährt zu einem weit draußen gelegenen Spot wie die Princess Alice Bank, dann verbringt man die Nacht auf See. Für alle anderen Speisen sorgen die kulinarischen Zauberkünstler der Besatzung.

Ansonsten gibt es noch weitere bequeme Sitzmöglichkeiten auf zwei Couchbänken etwas weiter hinten. Hier finden auch die Briefings vor den Tauchgängen statt. In diesem Bereich befindet sich auch ein Fernseher, der in unserer Woche aber nicht benutzt wurde.

Das „Tauchdeck“ ist, da es sich bei der Narobla nicht um ein eigens für diesen Zweck gebautes Tauchboot handelt nur sehr klein. Die Flaschen samt Ausrüstung werden direkt am Heck verstaut. Wir waren in unserer Woche fünf Gäste und ein Tauchguide. Wenn wir uns alle gleichzeitig auf den Tauchgang vorbereiteten, war es dort gefährlich eng und es ist eigentlich erstaunlich, daß dort in den Wellen beim Anrödeln „nur“ eine Tauchlampe und niemand sonst über Bord ging.
Eigentlich sollte man sich dort in zwei Gruppe aufteilen und getrennt fertig machen, was bei nur einem Tauchguide an Bord aber schwierig ist.
Auch gibt es auf dem Tauchdeck keinerlei Wannen, um das Equipment oder die Kameraausrüstung gründlich zu reinigen. Es ist lediglich möglich die Ausrüstung etwas mit der Süßwasserdusche am Heck abzuspülen.

Tauchen auf den Azoren - Tauchsafari Narobla
Das Liveaboard Narobla im Hafen von Madalena.

Eine Sache, die für Fotografen und Filmer wichtig zu wissen ist, ist die eigenwillige Stromversorgung an Bord der Narobla. Das 230V-Bordnetz funktioniert nur, wenn die Narobla sich in einem Hafen befindet und mit Landstrom versorgt wird oder wenn der Generator des Schiffs läuft. Dieser ist nur an, wenn die Flaschen gefüllt werden oder gekocht wird. Während der Fahrten steht kein Strom zur Verfügung! Man sollte also alle Akkus bei jeder sich bietenden Gelegenheit gleichzeitig aufladen, bzw. genügend Reserven dabei haben.

Für Sonnenanbeter stehen zwei Liegeflächen auf dem obersten Deck hinter den Steuerstand zur Verfügung. Wirklich nutzbar war diese an den sonnigen Tagen während unseres Aufenthalts aber nur für ganz hartgesottene Sonnenfreunde, da es keinerlei Persenning gab, die etwas Schatten hätte spenden können.
Außerdem sollte man wissen, daß sich direkt neben den Liegeflächen der benzingetriebene Kompressor befindet. Was einen Aufenthalt während des Flaschenfüllens nur für Taube und gleichzeitig Geruchsblinde angenehm möglich macht.

Tauchen auf den Azoren - Haitauchen mit Blauhaien

Das Tauchen auf der Narobla

Aber man ist ja nicht zum in der Sonne liegen auf einem Boot wie der Narobla, sondern zum Tauchen auf den Azoren. Getaucht wird an maximal sechs Tagen bis zu drei Mal am Tag, wenn dies möglich ist. Es ist kein Nitrox verfügbar, getaucht wird mit Luft. Die Tauchzeit ist grundsätzlich auf maximal 45 Minuten beschränkt. Eine Ausnahme stellen hier jedoch die Tauchgänge mit Blauhaien dar. Hier verbringt man eine Stunde unter Wasser.

Die Wassertemperaturen im Juli betrugen max. 22 Grad an der Oberfläche und 16-18 Grad unterhalb von 30m. Je nach Grad der eigenen Verfrorenheit ist ein 7mm oder ein 5mm Nassanzug das Minimum, was man anhaben sollte. Heizweste, Halbtrocki oder Trocki können durchaus auch sinnvoll sein, gerade wenn man alle drei Tauchgänge pro Tag mitmacht und nach wenigen Tagen schnell unter Wasser zu frieren anfängt.

Seien wir ehrlich über das Tauchen auf den Azoren. Die normalen Tauchplätze der Azoren sind schön und gut, wenn man auf felsige Unterwasserlandschaften und deren karg-wilden Charm steht. Weshalb man aber hinkommt, sind die Mobulas und die Haie. Alle anderen Tauchplätze sind lediglich der Aperitif oder das Dessert, aber definitiv nicht der Hauptgang.
Wir sind aus guten Grund Mitte Juli auf die Azoren gereist, denn die Wetterlage ist dort von Mitte Juli bis Mitte August am stabilsten. Und ohne schönes Wetter und vor allem eine halbwegs ruhige See, wird es an Tauchspots im offenen Atlantik wie zum Beispiel Princess Alice schwierig.

Tauchen auf den Azoren - Mobula Princess Alice
Mobula-Rochen am Tauchplatz Princess Alice

Um zu den Mobulas der Princess Alice Bank zu kommen, fuhr unser Skipper nachts um 3:00 Uhr aus dem Hafen von Madalena los. So waren wir am frühen Morgen kurz nach Sonnenaufgang vor Ort. Zum Tauchen auf den Azoren sollte man an dieser Stelle wissen, die Narobla ist eine der wenigen Möglichkeiten diesen berühmten Tauchplatz bequem und ausgeruht zu erreichen. Alternativen sind sonst nur Tagesboote, die erst später losfahren oder Zodiacs. Bis vor wenigen Jahren war die Princess Alice Bank sogar nur per Zodiac zu erreichen. Das bedeutete drei Stunden Ritt nach draußen und nach dem Tauchen drei Stunden Ritt zurück an Land.

Wir kamen jedoch ganz entspannt und ausgeschlafen an. Der Atlantik war zu Beginn noch etwas wellig, beruhigte sich aber im Laufe der nächsten Stunden zu einem fast spiegelglatten Dorfteich. Wir verbrachten zwei Tage an der Princess Alice Bank und vertrieben uns die Zeit mit sechs unvergesslichen Tauchgängen, in denen zahlreiche Mobulas um uns kreisten. Außerdem gaben sich große Schwärme an Barrakudas und Makrelen, Drückerfische und zahlreiche andere Fischarten die Klinke in die Hand.
Gut zu wissen ist in diesen Zusammenhang, daß man sich während des Tauchgangs immer an vom Boot herabhängenden Leinen einhakt, damit die Strömung niemanden wegträgt. Dieses Sicherheitsfeature ist unverzichtbar, schließlich befindet man sich mitten im Atlantik, doch behindert es einen auch etwas beim Filmen und Fotografieren.

Tauchen auf den Azoren - Blauhai zwischen Pico und Faial
Blauhai zwischen Pico und Faial

Ein weiteres Highlight beim Tauchen auf den Azoren sind die Blauhaie, die in den letzten zehn Jahren, seit das Haitauchen dort etabliert wurde, ein beständiger Punkt auf der To-Do-Liste waren. Im Jahr 2023 scheint dies aber anders zu sein. So berichtete uns unser Skipper, Emanuel Arruda Goulart, der auf Pico aufgewachsen ist, der die Gewässer und die Tiere dort wie aus seiner Westentasche kennt, und der u.a. für die BBC und der Produktion Blueplanet II gearbeitet hat, davon, daß er dieses Jahr wenige bis gar keine Blauhaie mehr an der Condor Bank gesehen hat.
Über die Ursachen, wieso ein über die Jahre fest etablierter Hai-Spot so schnell ausfällt, kann an dieser Stelle nur spekuliert werden. Es ist jedoch kein Geheimnis, daß Blauhaie wegen ihrer Flossen massiv befischt werden und sie als wandernde Tierarten ganz besonders den Langleinen-Fischereiflotten von Ländern wie Spanien, Portugal & Co schutzlos ausgeliefert sind.
Was auch immer dort in der jüngeren Vergangenheit passiert ist, Emanuel konnte für Abhilfe sorgen, indem wir einen Haitauchplatz zwischen den Inseln Pico und Faial ansteuerten. Dort hatten wir die Gelegenheit zwei Tauchgänge mit zwei Blauhaien zu machen. Bei dem ersten dieser Tauchgänge zeigte sich das größere der beiden Männchen zunehmend interessiert an uns und unseren Kameras. Kam der Blauhai zu nah, genügte es anfangs noch etwas Wasserdruck auf die Kiemen auszuüben, um ihn zum Abdrehen zu bringen. Später dann half es leider nur noch ihn mit der Kamera oder der Sicherheitsleine wegzudrücken. Das Verhalten des Hais war zwar nicht aggressiv, aber auf Dauer doch deutlich zu aufdringlich, besonders wenn man es mit mehreren sich so verhaltenden Tieren zu tun gehabt hätte.
Interessanterweise verlief der zweite Tauchgang mit den beiden gleichen Haien viel entspannter. So zog auch das zuvor deutlich agilere Männchen ruhig seine Bahnen um uns, näherte sich an und entfernte sich wieder. So war es kein Wunder, daß am Ende des zweiten Tauchgangs die Akkus der Kameras leer und die Speicherkarten und unsere Erinnerungen voll mit unvergeßlichen Szenen waren.
Zum Abschied blieb uns nur, den beiden Blauhaien für ihre ungewisse Zukunft zu wünschen, daß sie von Angelhaken fern bleiben.

Die Crew der Narobla

Das Tauchen auf den Azoren hängt extrem stark vom Wetter ab. Dieses kann man nicht beeinflussen, sondern nur die statistisch bestmögliche Reisezeit auswählen. Aber auch mit der Crew muß man Glück haben. Und dieses hatten wir in Person von unserem Skipper Emanuel Arruda Goulart und unserem Tauchguide Antonio Petraccaro sowie dem kurz zuvor an Board gekommenen Praktikanten Arne Greve, die uns allesamt eine sehr gute Zeit auf der Narobla bereiteten.
Gerade in einem instabilen Wettergebiet wie den Azoren kommt es sehr darauf an, die richtigen Leute an der Seite zu haben, die Wind und Wetter, Tauchspots, Tiere und Situationen richtig einschätzen, und ggf. flexibel reagieren können. Denn kann man solche Expertise nicht nutzen, wird man auch keine Tiere sehen.
An dieser Stelle nochmals vielen Dank an Euch alle!

Fazit zum Tauchen auf den Azoren

Das Tauchen auf den Azoren stellt insofern ein Risiko dar, als man genauso wie anderswo auf der Welt keine Garantie für Tierbegegnungen bekommt. Auf und im Meer ist man bei einem solchen Unterfangen in hohem Maß auch vom Glück abhängig. Wie hatten das Glück, Mitte Juli bis auf zwei Regentage am Ende der Tauchsafari nahezu perfekte Wetterbedingungen und den für den Job perfekten Skipper am Steuer zu haben. Umso mehr schmerzte es uns bei der Verabschiedung zu erfahren, daß die Narobla für die beiden Wochen nach unserer Tour im Hafen liegen würde, da sie in diesem Zeitraum nicht gebucht wurde. Wie dies in solch einem guten Tauchgebiet, in der perfekten, stabilen Jahreszeit passieren kann, können wir nur schwer nachvollziehen.

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