Die omanischen Daymaniyat Inseln dürfen mit Fug und Recht als unentdeckte Juwelen bezeichnet werden. Wir waren im September 2013 mit den Extra Divers Al Sawadi vor den Eilanden tauchen. In diesem Bericht fassen wir zusammen, was den Taucher alles am, im und unter Wasser erwartet. Und was man am besten alles ins Tauchgepäck stecken sollte.
– Anreise und Reiseziel
– Tauchbasis und Hotel
– Das Tauchgebiet, die Daymaniyat Inseln
– Tauchanzug und Temperatur
– Fazit
Anreise und Reiseziel:
Wir hatten das große Glück mit Oman Air von München aus einen Direktflug nach Muscat, der Hauptstadt des Oman zu bekommen. Außer aus München fliegt Oman Air auch von Frankfurt und Zürich mehrmals wöchentlich nach Muscat. Zu Oman Air ist noch anzumerken, daß das
Tauchgepäck dort großzügig gehandhabt wird. Denn es kostet nichts. Man hat immer 30kg Freigepäck, meldet man Tauchgepäck an, erhält man noch einmal 5kg dazu.
Die Daymaniyat Inseln erreicht man am besten von Land aus. Bei den Inseln handelt es sich um eine Gruppe von öden Felsinseln in der Nähe des Ortes Al Sawadi, die mit dem Boot in ca. 30-60 Minuten angefahren werden. Die Fahrzeit richtet sich im wesentlichen danach, ob man eine nahegelegene oder weiter im Osten gelegene Insel anfährt. Sira Island ist beispielsweise nur knapp 30 Minuten von Al Sawadi entfernt, während der wegen seiner Großfische beliebte Spot Aquarium über 60 Fahrtzeit in Anspruch nimmt. Natürlich verlängert sich die Fahrtzeit bei stärkerem Wellengang.
Tauchvideo zu den Daymaniyatinseln in der Nähe von Al Sawadi im Oman. Entstanden im September 2013:
Tauchbasis und Hotel:
Die Tauchbasis der Extra Divers liegt im Hotel Nabucco’s Al Sawadi Beach Restort & Spa. Das Hotel wurde 2011 von den Extra Divers übernommen und für zehn Jahre gepachtet. Vom Flughafen ist man in einer knappen Stunde im Hotel und das Tauchabenteuer kann beginnen. Liest man die Bewertungen bei z.B. Holidaycheck und blättert dort weiter zurück, so kann man sehen, daß die Entscheidung das Hotel zu übernehmen genau richtig war. Denn ein schlecht geführtes Hotel schadet der Tauchbasis.
Nachdem die Verantwortung nun bei den Extra Divers liegt, hat sich einiges gebessert. Fast alle Zimmer sind renoviert, es gibt eine sehr gepflegte Gartenanlage, und es wird nur HP angeboten was perfekt zu einem Taucherhotel paßt, da man mittags eh auf dem Boot ist und dort mit Wasser, Keksen und Früchten versorgt wird. Wer nach dem Tauchen Hunger verspürt, kann diesen in der Bar mit einem Snack oder einem vollständigen Menü stillen.
Das Hotelrestaurant wird seit 2011 von Thomas geführt, einem Zauberkünstler seines Fachs, der täglich hervorragendes Essen für seine Gäste zubereitet. Frisch, schmackhaft und für jeden was dabei. Obwohl wir schon etwas in der Welt herumgekommen sind, können wir uns nicht daran erinnern jemals so gutes Essen in einem Hotel gehabt zu haben. Der wichtigste Mann bei einem Tauchurlaub, der Koch, hat also alles ganz hervorragend im Griff.
Einzig der kleine Pool der Hotelanlage ist etwas in die Jahre gekommen und eigentlich eine Zumutung, ebenso der dort kaum vorhandene Sonnenschutz, der in schöner Regelmäßigkeit von „Handtuch-Legern“ in Beschlag genommen wird. Doch wer will schon am Pool sitzen, wenn die Daymaniyat Inseln, die immerhin UNESCO Weltnaturerbe-Status haben, vor der Haustüre liegen?
Der Oman ist noch nicht als touristisches Zentrum erschlossen. Und das ist auch gut so. Beim Tauchen im Oman ist man also unter sich. Ja, man kann sich sicher sein, das einzige Tauchboot am Tauchplatz vor einer der Daymaniyat Inseln zu sein, da fast ausschließlich die Extra Divers Al Sawadi dieses Ziel anfahren.
Als wir Anfang September 2013 mit den Extra Divers tauchen waren, hatte die Tauchbasis bis zu fünf Boote im Einsatz. Doch Vorsicht, wer jetzt große Ausflugsboote wie in Ägypten erwartet, der sollte sich auf doch recht beengte und kleine Boote einstellen, die maximal 15 Gäste aufnehmen können.
Entsprechend eng kann es beim Anrödeln daher auch schon mal werden. Man sollte also nichts Überflüssiges mit auf das Boot nehmen und die Kameras vor schwerer Ausrüstung wie Preßluftflaschen in Sicherheit bringen.
Das Tauchgebiet, die Daymaniyat Inseln:
Tauchen auf den Daymaniyat Inseln: Der Politik des Sultans Qabus bin Said hat der Oman den massiven Fischreichtum zu verdanken. Industriellen Fischereiflotten ist es verboten in omanischen Gewässern zu fischen. Nur einheimischen Fischern ist dies erlaubt. So hält sich der Raubbau an der Natur in diesem Teil der Welt (noch) in Grenzen.
Dennoch ist es sehr traurig zu sehen, daß an manchem Tauchplatz riesige Netze über den Korallenriffen liegen, die irgendwann einmal verloren gingen und die nun als stille Killer völlig sinnlos weiter Fische töten. Die Einzigen, die sich um die Beseitigung dieser Umweltsünden bemühen sind die Tauchlehrer der Extra Divers. Wenn gerade einmal nichts anderes zu tun ist, wird auch ein Clean-up organisiert. Von staatlicher Seite gibt es keinerlei Unterstützung. Und das obwohl pro Tauchtag und Taucher eine staatliche und auch stattliche Tauchgebühr von 4 OMR, ca. 8,00€ (Stand: Sept 2013) fällig wird.
Doch an den meisten Tauchplätzen ist die Welt zum Glück noch in Ordnung. Es gibt zahllose Arten von Weichkorallen in allen Farben, man kann über fast endlos erscheinende Hartkorallen hinwegtauchen, es gibt große Fischschwärme, fast überall findet man Muränen. Auch sonst tummelt sich allerlei Leben an den Riffen. Sepien, Schwärme von kleinen Gelbschwanz-Barrakudas, Schwärme von Barschen und Makrelen, Stechrochen, Igelfische, Rotfeuerfische, Schildkröten, Schnecken, und Seesterne, um nur einige wenige zu nennen.
Weiter draußen oder an Plätzen wie Aquarium gibt es die Chance auf Adlerrochen, große Barrakudas, den einen oder anderen Bullen- oder gar Tigerhai. Und bei jedem neuen Tauchtag zwischen Juli und Oktober hat man die Chance bei glatter See auf dem Weg zum Tauchplatz einem Walhai zu begegnen.
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Die gigantische Artenvielfalt existiert dort nur wegen des großen Planktonaufkommens. Das Plankton sorgt teilweise für schlechte, bis sehr schlechte Sicht. So haben wir bei unseren immerhin 17 Tauchgängen Sichtweiten zwischen 0 und 20m vorgefunden. Ja, 0m! Die Plankton und Algenfetzen hingen uns fingerlang vor der Maske.
Auch schwankt diese Sichtweite stark von Tauchplatz zu Tauchplatz. Und sogar innerhalb der Tauchplätze. So kann es sein, daß man bei trüber Sicht um eine Ecke schwimmt und plötzlich Sichtweiten von 15m und mehr hat. Oder umgekehrt.
Obwohl die meisten Tauchplätze von der Orientierung her einfach zu betauchen sind, meist handelt es sich um „Reef left shoulder“ oder „Reef right shoulder“ Tauchgänge, die auch so gut wie nie tiefer als 20m sind, würden wir die Daymaniyat Inseln jedoch nicht gerade als Anfänger Tauchrevier bezeichnen.
Unvermittelt auftretende Strömungen (Boje empfohlen!) und Sichtweiten von oft unter 7m erschweren das Taucherleben und lassen einen an so mancher Attraktion vorbeidriften, bzw. schwimmen. Hier kommen natürlich die Tauchguides ins Spiel, deren Aufgabe es ist einen an der richtigen Stelle ins Wasser zu setzten. Mit den engagierten und ortkundigen arabischen Guides klappt das auch gut. Kommen jedoch Guides hinzu, die bis vor ein paar Tagen noch bei den Extra Divers in Ägypten gearbeitet haben und nun ohne Einarbeitung auf die (zahlenden) Gäste losgelassen werden, kann so ein Tauchgang auch mal sehr kurz sein. Man muß das Tauchgebiet und seine Tücken eben gut kennen. Ein besonderer Dank gilt hier Fahad, der uns immer zielsicher abgesetzt und wieder eingeholt hat, und dem wir an unserem letzten Tauchtag eine Begegnung mit einem Walhai zu verdanken haben.
Hier noch ein paar Informationen über die einzelnen Tauchplätze der Daymaniyat Inseln. Die Daymaniyat Inseln sind in drei Teile aufgeteilt. Einen westlichen, einen zentralen und schließlich den östlichen Teil, dessen äußerster Rand der Tauchplatz Aquarium ist.
Western Daymaniyat Islands
Sira Island: Der am nächsten zur Basis gelegene Spot ist Sira Island. Wobei wir Island hierbei für eine glatte Übertreibung halten. Es handelt sich mehr um einen etwas größeren Felsen, der aus dem Wasser schaut. Unter Wasser hat man die Chance auf große Fischschwärme, Fledermausfische und Sepien.
Junn West Wall: Dieser Spot liegt gleich neben Sira Island und ist im wesentlichen eine schön mit Korallen bewachsene Steilwand.
Coral Garden: Ist ein sehr flacher Bereich im Südosten von Junn Island gelegen. Eigentlich kann man sich den Einstieg auf der Nordseite sparen und gleich direkt im Coral Garden tauchen gehen. Hier liegen oft große Stachelrochen und lassen sich geduldig fotografieren.
Walid Junn: Ist der Tauchpot an der Nachbarinsel Little Junn. Hier schwimmt man ebenfalls an der Nordseite entlang. Wenn die Sicht gut ist, gibt es dort eine schön bewachsene Wand zu sehen.
Doc’s Wall: Ein Plateau in ca. 12m Tiefe, das sich in Richtung Little Junn erstreckt. Das Faszinierendste was einem hier beim Sicherheitsstop über den Kopf schwimmen kann ist ein Walhai.
Central Daymaniyat Islands
Garden of Eden: Der Tauchplatz macht seinem Namen alle Ehre und Fans von Weichkorallen werden ihn mit Sicherheit lieben. Auch das Plateau am Ende des Tauchgangs kann sich wirklich sehen lassen.
Cyprea Reef: Auch dieser Spot ist eine Mischung von allem. Hart- und Weichkorallen, Schildkröten und Schwärme. Und mit etwas Glück weiter unten im Sand ein Leopardenhai.
Black Tip Reef: Der Tauchplatz trägt seinen Namen wegen der dort ansässigen Schwarzspitzenriffhaie. Diese beim Tauchen zu Gesicht zu bekommen ist jedoch eher unwahrscheinlich, da die scheuen Tiere durch den Lärm des Boots und der Taucher verjagt werden. Die Chance sie zu sehen, besteht er beim Schnorcheln, wenn die Taucher weg sind. Aber auch so hat das Riff einiges zu bieten. Unter anderem kleine Höhlen und Überhänge mit der einen oder anderen Überraschung darin. Auch hier gibt es weiter unten die Möglichkeit einen Leopardenhai zu sehen.
Eastern Daymaniyat Islands
Guno’s Trace: Sehr schöne Hartkorallen, Muränen und Schildkröten. Weniger schön sind jedoch die extrem großen Fischernetze, die dem Aussehen nach schon eine halbe Ewigkeit in dem Riff hängen und für Fische und Schildkröten weiter zur tödlichen Falle werden.
Police Run: Sehr abwechslungsreicher Tauchgang mit kleinem Tunnel, Steilwand und jeder Menge Hart- und Weichkorallen sowie Schildkröten und Schwärmen.
Three Sisters: Ebenfalls eine schöne Wand mit Überraschungs-Potential. Am Ende des Tauchgangs schwimmt man in eine Bucht hinein, die einen sehr schönen Korallengarten hat. Allerdings braucht man auch etwas Glück, denn die Sicht darin kann oft schlecht sein.
Aquarium: Der östlichste der Tauchspots ist das berühmte Aquarium. Auch hier ist der Name gerechtfertigt. Und auch hier braucht man Glück und gute Sicht. Wenn man beides hat, besteht die Chance auf Großfischbegegnungen. Der Tauchplatz wird von allen am häufigsten angefahren.
Tauchanzug und Temperatur:
Während es an Land im September schweißtreibende und schwülwarme 38 Grad heiß ist, liegt die Wassertemperatur an der Oberfläche bei 28-31 Grad. Also alles klar für den Shorty? Mal abgesehen davon, daß ein Shorty schon wegen der zahlreichen Quallen ein gewisses Wagnis darstellt, dürfte einem spätestens nach der Sprungschicht in ca. 10m, nach der es oft nur noch 22-24 Grad warm ist der Spaß darin vergehen. Insbesondere, wenn man eine Woche lang am Tag zwei oder gar drei Tauchgänge macht.
Wir hatten 5,5mm Overalls dabei, die uns aber bereits nach 6-7 Tauchtagen in Folge als zu kühl erschienen. Hier wäre ein zusätzlicher Lavacore-Unterzieher und/oder eine Haube angebracht gewesen. Oder gleich ein 7mm.
Fazit:
Die Daymaniyat Inseln sind Juwelen, die in keinem Taucherlogbuch fehlen dürfen. Wir wagen jetzt einmal zu behaupten, daß es in einem Bereich von 6-7 Flugstunden um Deutschland herum kaum ein tropisches Tauchgebiet geben dürfte, das eine solche Artenvielfalt und solch gesunde Korallenriffe zu bieten hat. Wir waren mit Sicherheit nicht zum letzten Mal im Al Sawadi Beach Resort zu Gast, denn es gibt an den Daymaniyat Inseln noch viel zu entdecken, was uns bei unseren ersten 17 Tauchgängen im Oman entgangen sein dürfte.
| Stand des Berichts: September 2013
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Trotz schlechter Sicht wurden gute Fotoergebnisse erreicht. Schöne Korallenlandschaft, Fischreichtum und zutrauliche große Muränen haben Fotografen ausreichend beschäftigt. Erwähnenswert sind ebenfalls die Leopardenhaie, die wohl auf vielen Fotos zu sehen sind.
Wir tauchen seit 2005 im Golf von Oman und im Arabischen Meer bis nach Salalah. Auf der Safari mit der „Saman Explorer“ im November 2015 kam die große Frustration in Mirbat als wir auf dem Hafengelände über 100 tote Haie gesehen haben. Auch Haie, die unter Artenschutz stehen, waren dabei. Im Oman läuft eine rigorose Ausrottung von Haien aufgrund von Unkenntnis und Profitsucht. Mit dem Aussterben der Haie wird auch das Aussterben der Tunfische, Trevallies und Makrelen folgen. Wir konnten leider bei niemanden Gehör finden, der eine Petition an die betreffende Regierungsstelle des Omans unterstützt. Für uns heißt es, keine Tauchfahrt mehr in den Oman. Wir stellen euch gerne Fotos von den toten Haien zur Verfügung oder auch von den Daymaniyat Inseln, wenn ihr gegen die Ausrottung der Haie etwas unternehmen wollt.
Hallo Manfred,
es schockiert mich so etwas zu lesen. Gerade vom Oman hätte so etwas nicht erwartet. Zumal der Oman ja aktiv Tauchtourismus fördert und bei uns sogar mal Videomaterial angefragt hatte. Entsprechendes Bildmaterial von Haien würde mich sehr interessieren.
Wir könnten in unserem Blog darüber berichten, doch das wird nicht genügen.
Ich denke, wenn es jemanden gibt, der sich solcher Sachen annehmen kann, dann sind es spezialisierte Organisationen wie http://www.sharkproject.org oder http://www.sea-shepherd.de . Doch auch dort muß man wegen knapper Budgets den dringenden Handlungsbedarf erst erkennen.
Wegen der Fotos melde ich mich noch gesondert per E-Mail bei Dir.
Schönen Gruß
Andreas
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