Wenn man sich schon auf das Abenteuer Unterwasserfilm eingelassen hat, bleibt es nicht aus dem Meisterwerk auch den letzten Schliff in der Postproduktion zu verpassen. Diese umfaßt den Schnitt, das Einarbeiten von Effekten wie Titeln und Credits sowie die bei Unterwasseraufnahmen besonders wichtige Farbkorrektur.
1. Der Filmschnitt bei Unterwasserfilmen
Der eigentliche Film, sein Rhythmus und seine Anmutung entstehen beim Schnitt. Der Schnitt ist neben der Aufnahme die wichtigste Arbeit an einem Film. Über den Filmschnitt könnte man ganze Bände verfassen, doch dies würde den Sinn und Zweck dieses Grundlagenartikels weit übersteigen. Wer tiefer in den Filmschnitt einsteigen möchte, dem kann ich die zahlreichen Tutorials empfehlen, die man zu dem Thema bei YouTube findet.
Ein paar Grundlagen gibt es aber auch hier mit auf den Weg. Zum einen wäre da der Ratschlag die Finger von ausgefallenen Übergängen zu lassen, diese sind nette Spielereien, aber für einen Film, der möglichst professionell wirken soll eine Zumutung. Oder gibt es in Kinofilmen andere Übergänge als den direkt Schnitt, also Szene an Szene und bestenfalls mal eine Überblendung? Ganz genau, und daher sollte man den eigenen Film auch so schneiden.
Auch sollte man den Ton nicht zeitgleich mit dem Video schneiden. Wenn die Aufnahme eines Riffabschnitts genau in dem gleichen Moment endet wir die dazugehörige Musik und sofort danach der Barsch mit völlig neuer Hintergrundmusik gezeigt wird, was soll der Zuschauer sich da denken? Es ist also unabdingbar Musik und Video getrennt zu schneiden. Wie schon erwähnt, es gibt Dutzende Tutorials zu dem Thema bei YouTube.
2. Die Farbkorrektur
Video: Tutorial zur schnellen Farbkorrektur von Unterwasseraufnahmen
Wenden wir uns also einem für Unterwasserfilm sehr wichtigem Thema zu, der unvermeidbaren Farbkorrektur. Was man bereits bei der Aufnahme in Sachen Farbe beachten und machen sollte, steht in diesem Artikel zum Thema Kompaktkameras und Actionkameras für Unterwasservideo. Nachdem man aber trotzdem nur in den seltensten Fällen mit perfekten Aufnahmen, die farblich ausgewogen sind aus dem Wasser kommt, ist die Korrektur des unter Wasser aufgenommenen Filmmaterial fast immer nötig. Denn besonders seit es Kameras wie die Heros von GoPro gibt, wird YouTube von grünen und blauen Unterwasseraufnahmen überschwemmt. Dabei ließe sich ein Großteil dieser Aufnahmen mit wenigen Mausklicks deutlich verbessern.
Im Prinzip geht es immer darum den Blaufilter-Effekt des Wassers wieder auszugleichen und die roten, grünen und blauen Farbanteile der Aufnahme wieder auf ein ausgeglichenes Niveau zu bekommen. Dies kann man während der Aufnahme erreichen, indem man entweder ein Rotfilter verwendet, die Farbtemperatur der Kamera der Tiefe entsprechend nachstellt (manueller Weißabgleich), eine Farbvoreinstellung mit einer möglichst hohen Kelvinzahl einstellt (nichts anderes macht übrigens der sog. Unterwassermodus vieler Kameras) oder alternativ Kunstlicht verwendet.
Wie auch immer, ohne nachträgliche Korrekturen geht es nur sehr selten. Um überhaupt zu wissen, was den farblich in einer Filmaufnahme nicht stimmt, ist es unerläßlich sich die Farbverteilung graphisch darstellen zu lassen. Wichtig ist es hierbei sich zuerst die Helligkeitsverteilung im Video anzusehen, da diese den Kontrast und damit auch die Farbwiedergabe beeinflußt. Bei der Analyse der Helligkeitsverteilung dürfen die Werte bei der Wiedergabe des Unterwasservideos zu keiner Zeit unter 0 oder über 100 liegen. Geschieht dies doch, saufen die Farben bei Werten unter 0 in einem Schwarzton ab, während die Aufnahmen bei Werten über 100 völlig überbelichtet und grell sind.
Bei der graphischen Darstellung der Szene eines Unterwasserfilms, der von der
Helligkeitsverteilung her paßt, müssen aber auch die drei Grundfarben Rot, Grün und Blau so angeglichen werden, daß sie gleichmäßig verteilt sind. Gelingt dies nicht, hat man in der einen Richtung einen Grün- bzw. Blaustich im Bild, in der anderen wird das Bild farblich viel zu warm.
Hier gilt es also viel Fingerspitzengefühl zu entwickeln und niemals den eigenen Augen, aber immer den graphisch angezeigten Farbwerten zu vertrauen.
3. Der letzte Schilf für unseren Unterwasserfilm
Die Szenen und Übergänge sind nun also aneinandergereiht und mit passender Musik und evtl. einem Sprechertext hinterlegt und die Farben korrigiert. Nun gilt es einen passenden Titel zu entwickeln und im Abspann alle beteiligten Personen und Künstler zu erwähnen. Besonders den Musiker, der seine Musik für die nichtkommerzielle Nutzung kostenlos zur Verfügung gestellt hat, sollte man nicht nur im Abspann und der Beschreibung unter dem Video erwähnen, oft ist dies eine Forderung, die man für die Nutzung der Musik im Rahmen der Creative Commons Lizenz erfüllen muß. Abgesehen davon, daß es äußerst unfair wäre jemanden, der mindestens genauso viel Arbeitszeit und Herzblut in seine Musik gesteckt hat wie wir in unser Unterwasservideo, zu übergehen, kann man auf diese Weise den Urheber der Musik vielleicht gleich dazu bringen auch ein wenig für unseren Film zu werben.
4. Marketing für unseren Film
Nicht selten kommt es vor, daß wenn man dem Komponisten ein paar freundliche Worte und einen Dank schreibt, dieser in seinem Blog oder auf seiner Facebookseite erwähnt, daß seine Komposition in einem tollen Unterwasserfilm verwendet wurde. Und schon hat man ein paar Zuschauer mehr gewonnen.
Noch wichtiger als der Abspann ist der Titel. Er sollte kurz und prägnant sein und grafisch ansprechend gestaltet sein. Dies gilt sowohl für den Titel im Film (a), als auch für den Titel im Vorschaubild (b). Und für den Titel, den wir bei Plattformen wie YouTube und Vimeo eintragen kann (c), gelten auch spezielle Regeln.
Genau genommen haben wir es also mit drei verschiedenen Titelarten zu tun. Diese wollen wir nun einzeln anschauen, denn sie sind wichtig für ein erfolgreiches Marketing unseres Unterwasservideos.
a) Der Titel im Film
Hollywoodstudios betreiben nicht erst seit es digitale Techniken gibt einen riesen Aufwand, was sie Gestaltung von Filmtiteln angeht. Ist er doch zumeist das erste was der Zuschauer vom Film sieht (Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel, z.B. Avatar). Zu den Klassikern unter den Filmtiteln gehören der Titeleffekt von Kinohits wie Alien oder aber auch die Intros der Star Wars-Reihe.
Doch was heißt das jetzt für uns Amateurfilmer? Der Titel sollte zur Anmutung und zum Inhalt des Filmes passen. Ein Titeleffekt wie bei einem Horrorfilm paßt schlecht zu einem Film über das Liebesleben von Einsiedlerkrebsen. Etwas Grundlagenwissen über Grafikdesign ist ebenso von Nöten wie die Fähigkeit die Essenz des Unterwasserfilms in wenigen Worten zu beschreiben, die den Zuschauer neugierig darauf machen was dahintersteckt.
b) Filmtitel im Vorschaubild
Wir produzieren unseren Film in aller Regel für das Web. Noch nie war es einfacher Filme zu veröffentlichen als heute. Was für eine großartige Chance uns da Plattformen wie YouTube und Vimeo bieten! Seit ein paar Jahren kann man kleine Vorschaubilder für die Videos ersten. Diese ersetzen im Prinzip das, was bei einer DVD oder Blu-ray das Cover ist.
Allerdings gilt es hier zu beachten, daß diese Vorschaubilder vor allem bei YouTube sehr klein dargestellt werden. Unser zuvor gewählter, prägnanter Filmtitel sollte also auch auf einem winzigen Thumbnail sofort ins Auge springen und aus der Konkurrenz hervorstechen. Hier ist noch viel mehr an grafischem Hintergrundwissen nötig. Denn hier hat man auch die Möglichkeit eine Art Branding zu betreiben, das heißt alle Vorschaubilder im Prinzip ähnlich aussehen zu lassen, so daß ein Zuschauer der bereits eines der Videos gesehen hat in Zukunft sofort wiedererkennt von wem es gemacht wurde.
Wichtig zu wissen ist in diesem Zusammenhang, wir Menschen sind Augentiere. Wir beurteilen in Bruchteilen von Sekunden, ob uns etwa optisch zusagt oder nicht. Hat ein potentieller nach ein bis zwei Sekunden noch keinen Gefallen an dem Vorschaubild gefunden, wird er es auch nicht klicken!
c) Ein Filmtitel für Google
Hier ist wichtig zu wissen, daß der Titel, den man in die Titelzeile bei YouTube und Vimeo schreibt nicht nur für die Zuschauer gemacht ist. Tante Google bedient sich ebenfalls dort. Und so ist der Titel dort idealerweise oft nicht identisch mit dem eigentlichen Filmtitel, der ja bereits im Vorschaubild zu lesen ist. Der Titel in dieser Zeile sollte eine gute Mischung aus Lesbarkeit für Mensch und Suchmaschine sein. Hierzu ein Beispiel. Nehmen wir an, wir haben einen Film über ein Dugong, also ein Seekuh gemacht und ihn „Secrets of the Hidden Bay“ genannt. Der Titel ist für Zuschauer nicht schlecht, weil er neugierig macht. Aber was sollen Suchmaschinen damit anfangen? Wenn jemand ein Video mit einer Seekuh sucht, wir er bei Google „Seekuh Video“ eingeben. Und genauso sollte der Titel für die Titelzeile auch gewählt werden. Er lautet also zum Beispiel: „Dugong, Seekuh – Diving in Egypt 2015“ Keine Angst vor englischen Begriffen (diese bringen mehr Traffic), sollte jemand nach „Tauchen Seekuh Ägypten“ suchen, ist Google durchaus in der Lage zu übersetzen und zu interpretieren.
Ein toller Leitfaden, sehr informativ und deckt sich nahezu mit meinen Erfahrungen.
VG.Dirk P
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