Häufig werden wir gefragt, was wir so manchen, wenn wir unsere Unterwasserfilme drehen. Um diese Frage etwas ausführlicher zu beantworten, haben wir hier nun 8 wichtige Punkte für ein ultimatives Urlaubsvideo zusammengestellt.
1. Bloß kein Streß
Wir fahren – im Gegensatz zu Filmteams, die von ihrer Arbeit leben müssen – in Urlaub! Obwohl man also Dreharbeiten zu bewältigen hat, soll der Urlaub nicht stressig werden. Daher sollte man sich schon vorher sehr gut überlegen, welche Ausrüstung man mitnehmen will. Vieles braucht man nicht oder es kann durch geschickte Improvisation ersetzt werden.
2. Vorher Gedanken machen
Ausreichend Speicherkarten und Akkus gehören auf jeden Fall mit ins Gepäck. Ebenso ein Laptop oder Tablet, wenn man vor Ort bereits Material sichten will. Auch eventuell nötige Backup-Platten sollte nicht daheim bleiben. Backups sind sehr wichtig, gerade auf Reisen. Am besten macht man sie auf stoßfesten SSDs. Wem diese zu teuer sind, der greift zu stoßgedämpften Platten. Auch sollten die Sicherungsplatten auf dem Rückweg möglichst in mehrere Gepäckstücke verteilt werden, so daß ein Verlust eines Gepäckstücks nicht zum Super-GAU führt. Auch sollte das Gepäck vor Wind und Wetter geschützt sein, nicht, daß die wertvollen Datenträger in einem Regenschauer absaufen.
Apropos Wind und Wetter… So wie man die Reise plant, sollte man sich auch vorab Gedanken zum Film machen. Der Film wird umso besser, wenn man sich auf die Highlights der Reise konzentriert
3. Filme gezielt!
Wer alles filmt muss hinterher gigantische Mengen an langweiligem Film sichten. Wehe dem, der vor dem Tauchgang seine GoPro auf den Kopf setzt, einschaltet und eine Stunde lang laufen läßt. Wie soll man später die Riesenmuräne finden? Ich zitiere hier mal den hochdekorierten Regisseur und Produzenten Werner Herzog: „We are filmmakers, not garbage collectors“.
Durch gezieltes Filmen erspart man sich später sehr viel Zeit vorm Schnittcomputer. Und nebenbei spart man Speicherplatz. Auch die Mitreisenden und sich selbst schont man, wenn man nicht den gesamten Urlaub durch den Sucher betrachtet.
Aber! Verpasse auch nicht den entscheidenden Augenblick! Die Kamera muß immer bereits für eine Aufnahme sein. Sie sollte also stets in Bereitschaft und der Finger über dem Auslöser sein, falls eine Schule Delphine um die Ecke geschwommen kommt. Kein Witz, ist uns schon passiert!
4. Erzähle eine persönliche Geschichte
Was für eine Story fällt dir für deinen Film ein? Der Film wird spannender und berührender, wenn er eine „Heldenreise“ erzählt. Nimm Mitreisenden oder dich selbst als Hauptfigur, lasse deine Figuren Eindrücke schildern.
Frage dich schon vor der Abfahrt, was es an dem Ort den du besuchst besonderes gibt. Verwende historische und/oder aktuelle Ergebnisse, deine Beweggründe, warum du dort hingereist bist o.ä.
5. Augen auf
Augen offenhalten für spannende, merkwürdige Details und Situationen. Unterwasserfilm ist Weitwinkelfilm, daher gehe mit deiner Kamera nah ran ans Objekt. Nicht nur unter Wasser! Wechsle die Perspektive, suche ungewöhnliche Perspektiven. Filme Hingucker! Aber bedränge die Tiere nicht. Eine Muräne findet keinen Gefallen daran ein GoPro auf einem Selfie-Stick in die Fresse gedrückt zu bekommen. Dennoch, ungewöhnliche Aufnahmen peppen das Material auf. Gerade kleine Actioncams können sehr gut für ungewöhnliche Aufnahmen verwendet werden. Die Grenze der Möglichkeiten liegt hierbei fast nur noch an der eigenen Phantasie.
6. Ton ab
Besorge dir einen Audiorekorder und nimm die Atmosphäre vor Ort für dein Urlaubsvideo auf. Meeresrauschen, ein Bazar, Straßengeräusche, Wind, Motoren… Die Geräusche werden die Bilder erst perfektionieren. Sound macht 50 Prozent des Films aus, sagt George Lucas und ich stimme ihm voll und ganz zu. Und das nicht nur, weil ich auch nach über 40 Jahren immer noch eine Gänsehaut bekomme, wenn ich die Star Wars-Melodie höre.
Finde daher am besten schon vor Reisebeginn einen Soundtrack, der zu deinem Film, zu dem Ort an du reisen wirst paßt. Höre dir die einzelnen Songs immer wieder an. Vielleicht entsteht so in deinem Kopf bereits vor der Anreise ein Storyboard für dein Urlaubsvideo, das du machen möchtest. Achja, Heavy Metal paßt nicht zu Unterwasseraufnahmen. Finde die passenden Songs, das sind leider nicht immer deine Lieblingssongs. Aber vielleicht gibt landestypische Musik deinem Film ja die richtige Note?
7. Interviews
Kurze Interviews bringen eine Abwechslung das Urlaubsvideo. Lasse die Tauchbasenbetreiber etwas über die Tauchplätze erzählen oder wie spannend und schwierig die ersten Jahre vor Ort waren, bis alles rund lief. Oder interviewe Einheimische, die aus ihrem Alltag erzählen.
Beispiel für Urlaubsvideo mit Voice Over:
8. Postproduktion
Der Film entsteht beim Schnitt. Hier findet das Urlaubsvideo seinen Rhythmus. Hier kann alles gewonnen, aber auch alles verloren werden. Wer sich vorher auf die wesentliche Aufnahmen konzentriert hat, ist nun nicht genötigt sich stundenweise Clips anzusehen und spart viel Zeit.
Fasse dich kurz. Die Älteren werden den Aufkleber an den Telefonzellen noch in guter Erinnerung haben, die Jüngeren werden sich fragen, was zum Teufel eine Telefonzelle ist… 😉 Aber… Je länger der Film wird, desto größer wird die Gefahr, daß er Längen enthält und dann die Zuschauer langweilt. Machst du den Film nur für dich selbst, brauchst du dir die Frage, ob er zu lang ist natürlich nicht stellen, aber sobald auch jemand anderes ihn sehen soll: Fasse dich kurz, auch wenn dir die Seele blutet bestimmte Szenen wegzulassen.
Schneide auf Musik! Gerade wenn Du keinen Sprecher für ein Voice Over und keine Interviews hast, ist Musik wichtig, denn sie ist der Taktgeber für Abwechslung in den Szenen. Achte auf markante Stellen wie Bässe und nutze sie für Schnitte.
Finde ein Mittelmaß zwischen stimmungsvollen Aufnahmen und langatmigen Szenen. Sei sparsam mit Luftaufnahmen, sofern du einen Copter verwendest. Luftaufnahmen eignen sich besonders zu Beginn als Establishing Shot, also als Einstellung in der man zeigt, wo man sich befindet. Aber übertreibe nicht. Ein paar wenige Sekunden reichen völlig. Luftaufnahmen sollten als Sahnehäubchen auf der Torte verstanden werden. Niemanden interessieren zwei Minuten Luftaufnahmen von einer Insel, bevor es endlich unter Wasser geht. Streue lieber ab und zu ein paar Luftaufnahmen in dein Urlaubsvideo ein.
Und zu guter Letzt, bitte Finger weg von irgendwelchen effektvollen Übergängen und Schriften. Diese wirken unprofessionell und stören nur. Klare, glatte Schnitte reichen völlig und bei Wechsel der Location auch mal einen sanften Übergang mit Überblendung, mehr braucht man nicht.
Solltet ihr noch Fragen zum perfekten Urlaubsvideo haben, wendet euch doch einfach an uns. Ihr erreicht uns ganz klassisch per E-Mail. Oder besucht und folgt uns bei Facebook, Google+, Twitter, Instagram oder bei den Videoportalen YouTube und Vimeo!