Bei einem Nachttauchgang zu filmen gehört zu den größeren Herausforderungen. Schließlich ist schon der Nachttauchgang selbst für viele Taucher keine Routine. Zur Herausforderung durch die „unbekannte“ Umgebung kommt noch der Umgang mit der Kamera im Dunkeln hinzu. Wir klären worauf es ankommt, um beim Nachttauchgang zu filmen.
VORAB: Wenn du dich bei dem Gedanken an einen Nachttauchgang nicht wohl fühlst, dann lasse es sein! Es klingt vielleicht banal, aber Nachttauchgänge sind nichts für Anfänger. Nachttauchgänge mit Kamera noch viel weniger. Die Unterwasserwelt, die eigene Gesundheit und die Gesundheit des Buddys werden es einem danken, wenn man mit einer solchen Herausforderung ggf. noch etwas wartet. Die ersten Nachttauchgänge sollten auf jeden Fall OHNE Kamera stattfinden!
Kennt man sich jedoch mit den Besonderheiten von Nachttauchgängen aus und hat die nötige Routine im Umgang mit der besonderen Situation und der Kamera, steht dem Vergnügen nur noch das Wissen um die eben sehr besondere Lichtsituation im Wege. Doch diese speziellen Punkte werden wir jetzt klären.
Kurz und knapp als Video – Nachttauchgang filmen, so geht’s:
Kameraeinstellungen bei Nacht
Hierbei müssen wir zwei Situationen unterscheiden. Filmen wir mit eigenem Licht und leuchten somit die ganze Szene selbst aus oder nutzen wir das vorhandene Umgebungslicht?
Filmen mit eigenem Licht
Die verwendeten Lampen müssen hierbei auf jeden Fall Videolampen sein. Tauchlampen leuchten die Szenerie nicht homogen aus und sorgen für unregelmäßige helle und dunkle Stellen im Bild.
Auch sollte man ausreichend Abstand zu anderen Tauchern halten. Nur zu schnell kann es geschehen, daß einem jemand zusätzlich auf das eigene Motiv leuchtet und so die Aufnahme ruiniert.
Verfügt man über eigene Videolampen, sind zwei Punkte zu beachten: Der Weißabgleich sollte auf die richtige Lichttemperatur der Lampen eingestellt werden. Diese liegt meist zwischen 5.000 und 6.000 Kelvin, genauere Angaben verrät die Bedienungsanleitung zur verwendeten Lampe. Kennt man sie nicht, liefert der Automatische Weißabgleich (AWB) der meisten Kameras sehr gute Ergebnisse.
Zweitens sollten – je nach verwendetem Objektiv – die Lampen so eingestellt werden, daß Schwebeteilchen nicht zu dominant werden. Die genaue Einstellung und Position der Lampen hängt stark vom verwendeten Objektiv ab. Es ist auch ein großer Unterschied, ob ein Makro oder ein Fisheye verwendet wird.
Umgebungslicht nutzen
Gibt es ausreichend Umgebungslicht, etwa durch Vollmond, Bordscheinwerfer oder viele Taucher mit Lampen am Tauchplatz können sehr spannende Aufnahmen gelingen, wenn man die eigenen Lampen ausschaltet. Dabei sollte man aber einige Dinge berücksichtigen. Um möglichst viel der Szenerie einzufangen und trotzdem sehr nah an die zu filmenden Lichtquellen zu gelangen, sollte man möglichst weitwinklig filmen/fotografieren. Im Extremfall sogar mit einem Fisheye.
Da Licht nun Mangelware ist, sollte man die Lichtempfindlichkeit (ISO) so hoch wie nötig, aber so niedrig wie möglich wählen, um unschönes Bildrauschen gering zu halten. Diese ISO-Zahl, ab der es unschön wird, ist bei jedem Kameramodell anders. Gute Ausgangswerte sind aber Isowerte von 800 bzw. 1.600. Kameras mit großem Sensor erlauben sicherlich auch ISO 3.200 oder gar 6.400 bevor das Bildrauschen zu stark wird.
Auch die Belichtungszeit spielt eine große Rolle. Beim Filmen sollte man keine hohen Bildraten verwenden. 24, 25 oder max. 30 Frames pro Sekunde sind hier angesagt. So können die Einzelbilder in der Kamera länger belichtet werden und rauschen entsprechend weniger, bzw, können überhaupt noch korrekt belichtet werden.
Auch können Software-Tools zum nachträglichen Entrauschen von Aufnahmen noch so manche Szene retten, falls die Aufnahme am großen Computerdisplay dann doch stärker rauschen sollte, als zuvor auf dem winzigen Kameradisplay.
Nachttauchgang filmen – Makro oder Weitwinkel?
Grundsätzlich sind Nachttauchgänge Makrotauchgänge. „Grundsätzlich“ im juristischen Sinne bedeutet – es gibt Ausnahmen. So auch hier. Die meisten Tauchplätze sind nachts ganz gute Makro-Spots. Selbst wenn nichts größeres, wie zum Beispiel eine aufdringliche Makrele vorbeikommt, kann man immer noch zahlreiche Schnecken, Krebstiere, Muränen, Skorpionfische und sonstige nachtaktive Räuber finden.
Daher ist die Wahl in den allermeisten Fällen ganz klar. Makro geht nachts immer. Auch die Ausleuchtung ist einfach. Fast immer reicht bereits eine schwache Lampe mit 2.000 Lumen, um eine Schnecke oder etwas Ähnliches gut in Szene zu setzen. Beim Filmen wird ein Stativ fast immer Pflicht.
Kommen wir nun zur Ausnahme. Manchmal schreien nächtliche Tauchplätze geradezu nach einem Fisheye. Man sollte diesen Ruf nur auch hören können! Wann sollte man es also wagen mit einem Fisheye und mit nahezu 180 Grad Bildwinkel nachts abzutauchen?
Die berühmte Ausnahme von der Regel macht man am besten, wenn es viel Umgebungslicht gibt. Wie schon weiter oben erwähnt, kann dieses Licht von Vollmond, Bordscheinwerfern oder vielen Tauchern mit Lampen, die alle an einem Platz herumwuseln kommen. Hier gelingen wundervoll stimmungsvolle Aufnahmen. Egal, ob man filmt oder fotografiert. Wobei man beim Fotografieren noch etwas freier ist als beim Filmen, denn beim Fotografieren kann man auch das Hochformat nutzen und so eventuell den Vollmond mit Taucher im Vordergrund einfangen.
Am besten zwei Kameras beim Nachttauchgang!
Doch was ist denn nun die beste Lösung? Makro oder Weitwinkel? Wenn beide Buddys fotografieren oder filmen ist die Antwort ganz klar: Beides!
Im Idealfall spricht sich zuvor ab, wer was filmt. Die am besten dafür geeignete Kamera sollte den Makro-Part übernehmen, während die Kamera mit den höchsten Lichtempfindlichkeit sozusagen das Making-of mit dem Weitwinkel erstellt. Im Schnitt kann man dann beide Szenen wunderbar miteinander kombinieren.
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| Stand: 12. Oktober 2022