Meikon DSLR Unterwassergehäuse für Canon EOS 70D – Ein Erfahrungsbericht
Von dem Moment an, in dem ich vor zig Jahren zum ersten Mal mit einem Unterwasser-APS-Kleinbildfotoapparat für wenige Sekunden unter die blaue Oberfläche der Karibik abgetaucht war entstand in mir der Wunsch unter Wasser mit meiner Spiegelreflexkamera zu fotografieren. Ein Wunsch, der sich bis heute aufgrund zweier Faktoren nicht erfüllt hat.
Der erste Grund dafür ist der Preis für Unterwassergehäuse, der bei Spiegelreflexkameras mit den Kunststoffgehäusen von Ikelite bei ca. 1.500€ beginnt und bei den eleganten Gehäusen von Seacam irgendwo bei ca. 5.000€ aufhört.
Der zweite Grund macht den ersten nur noch umso gewichtiger. Die Technik bei DSLRs schreitet, gerade wenn man wie ich unter Wasser hauptsächlich filmt konstant voran. Da ein Unterwassergehäuse immer exakt auf ein Kameramodell abgestimmt ist, ist somit auch immer ein neues Gehäuse fällig, sobald man sich eine neue Spiegelreflex gönnt. Alle zwei bis drei Jahre 5.000€ nur für ein Unterwassergehäuse ausgeben, um damit 40 bis 50 Tauchgänge pro Jahr zu machen? Ganz schön viel Holz, besonders wenn man bedenkt, daß der Unterschied in Sachen Bildqualität zwischen hochwertiger Kompaktkamera und DSLR immer kleiner wird…
Video: Erfahrungsbericht Meikon DSLR Unterwassergehäuse für Canon EOS 70D
Umso aufmerksamer wurde ich, als ich auf die Unterwassergehäuse des chinesischen Herstellers Meikon stieß. Bei Gehäusen der Firma Meikon liegt der Preis inklusive Zoll bei 400€, also weniger als ein Zehntel des Preises gegenüber der Deluxe-Version von Seacam. Doch wie schaffen die Chinesen einen so günstigen Preis? Zum einen ist das Gehäuse, ähnlich der Gehäuse für Kompaktkameras, aus einem Kunststoff der bis 40m Wassertiefe dicht sein soll. Darüber hinaus hat man sich bei dem Gehäuseverschluß an Gehäusen für Kompaktkameras orientiert. Auch ein Port-System sucht man vergebens. Dies hat zwar den gewaltigen Nachteil, daß ich keines meiner teuren und sehr guten L-Objektive in diesem DSLR-Unterwassergehäuse verwenden kann, die Kosten dafür jedoch sehr niedrig gehalten werden.
Verwenden kann man lediglich das Reisezoom EF-S 18-135mm STM. Besitzt man es, kann man sich glücklich schätzen, ansonsten werden nochmals 400€ für das Objektiv fällig. Zwar kann man auch Objektive verwenden, die einen kleineren Durchmesser haben als das oben genannte EF-S 18-135mm STM, doch sind dies hauptsächlich Festbrennweiten wie das EF 50mm 1:1.4 oder zum Beispiel das EF 28mm 1:2.8. Da diese längeren Brennweiten für den Unterwassereinsatz schon etwas Spezielles sind, bleibt einem oft wohl doch nur der Kauf des EF-S 18-135mm STM, das übrigens nur in der Weitwinkeleinstellung von 18mm verwendet werden kann, denn zoomen kann man mit dem Meikon DSLR-Gehäuse nicht.
Inzwischen habe ich über 20 Tauchgänge mit meinem Meikon UW-Gehäuse und meiner Canon EOS 70D gemacht. Einige wenige daheim im Kaltwasser. Hierbei muß man gleich mal sagen, daß man aufgrund des großen Temperaturunterschieds und der relativ großen Menge an eingeschlossener Luft, dringend Silka-Gel-Einlagen verwenden muß, um ein Beschlagen der Linse zu verhindern.
Die meisten Tauchgänge habe ich jedoch im Roten Meer mit dem Meikon Gehäuse gemacht. Leider bin ich inzwischen relativ ernüchtert, was die Verarbeitungsqualität betrifft. Die gute Nachricht zuerst: das Gehäuse ist bei Tauchgängen bis in 25m Tiefe immer dicht geblieben. Allerdings haben sich einige gravierende Mängel gezeigt. So ließ sich von Anfang an das Drehrad auf der Rückreite der Kamera nicht bedienen. Die Möglichkeit das Rad vorne am Auslöser zu betätigen ist übrigens gar nicht erst vorgesehen. Ab dem vierten Tauchgang zerlegte sich das Rad, mit dem man aus den verschiedenen Programm-Modi auswählen kann und ab 10m Tauchtiefe verliert der Hebel zum Umschalten zwischen Video- und Fotomodus seine Funktion. In Tiefen ab 20m werden Tasten durch den Wasserdruck betätigt, so daß die Kamera ständig aus dem Stand-by aufwacht und praktisch immer an ist. Es sei denn man schaltet sie gleich ganz aus. All diese krassen Mängel und Einschränkungen machen das eigentlich sehr vielversprechende Konzept leider zunichte.
Dennoch denke ich, daß das Gehäuse durchaus seinen Markt hat, denn es ist leicht und somit für Reisefotografen-/Filmer sehr gut geeignet, wenn man nicht tief tauchen oder nur Schnorcheln oder die Kamera am Strand schützen will. Das eine Kilogramm Blei, welches nötig ist um der Kamera einen leicht negativen Auftrieb zu verschaffen kann man sich meist vor Ort ausleihen und das Reisegepäck wird spürbar entlastet. Wer allerdings, wie ich hofft, in diesem Gehäuse eine ernsthafte Alternative zu teuren UW-DSLR-Gehäusen gefunden zu haben, der wird enttäuscht sein.
Hier nochmals die Vor- und Nachteile des Meikon Unterwassergehäuses für Spiegelreflexkameras im Überblick:
Pro:
- günstiger Preis
- einfache Handhabung
- leicht (gut für Reisegepäck)
Contra:
- Bedienelemente nicht solide
- Tasten funktionieren mit hohem Wasserdruck nicht
- generell eingeschränkte Bedienbarkeit
- nur wenige Objektive verwendbar
- keine Blitzsteuerung per E-TTL
Fazit: Aufgrund der mangelhaften Qualität und den Einschränkungen bei der Bedienung schränkt sich leider auch der Kreis der Nutzer ein, für die dieses UW-Gehäuse Sinn macht. Da es sehr leicht ist, sehe ich hier nur eine sinnvolle Verwendung bei Reisefotografen, die sich dann vor Ort ein Kilo Blei ausleihen und die mit dem Meikon Unterwassergehäuse lediglich Schnorcheln gehen ohne dabei allzu tief abzutauchen.
Wer dennoch denkt, dieses günstige DSLR Unterwassergehäuse wäre etwas für den eigenen Anwendungszweck der kann sich an diese Bezugsquellen wenden:
Händler in Hongkong: Dansarosa
Händler in Deutschland: UW-Fotopartner
| Stand: 23. November 2014
Danke für dieses Review! Hat mich stark interessiert, was man von diesen Meikon Gehäusen halten soll! Habe über einen Kauf nachgedacht. Ich denke aber, da spart man an der falschen Stelle, wenn man Uw fotografieren möchte.
Beste Grüße!
Naja, bei solchen Preisdifferenzen kann man ja schon mal ins Grübeln kommen. Wenn es ein günstiges Gehäuse sein soll, dann sind nach wie vor die Ikelites ungeschlagen „günstig“, denn die Meikons disqualifizieren sich leider selbst.
Schönen Gruß!
Andreas