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Tauchen unter Coronamaßnahmen

Wir haben es getan. 18 Monate nach Ausbruch der Corona-Pandemie sind wir erstmals wieder in ein Flugzeug gestiegen und sind Anfang August 2021 zum Tauchen nach Ägypten geflogen. Lest hier unsere Erfahrungen in Sachen Tauchen unter Coronamaßnahmen, Einreise- und Ausreise-Bürokratie sowie Sicherheit vor Ort.

Wir waren gerade von den Philippinen zurück, wo wir die Dreharbeiten für unseren Film Thresher Hunting gerade noch abgeschlossen hatten, bevor in Asien der erste Lockdown verschärft wurde.
Zu dieser Zeit dachten deutsche Politiker noch, das Coronavirus ließe sich ebenso in Talk-Shows totreden wie viele andere unliebsame Themen auch. Doch es kam anders. Das Virus veränderte die Welt. Die Welt der Taucher eingeschlossen.

18 Monate später. Anfang August 2021 springt unsere CovPass-App von babyblau auf dunkelblau und wir packen die Koffer für einen spontanen Tauchurlaub in Marsa Alam am Roten Meer. Ohne vollständigen Impfschutz würden wir in kein Flugzeug steigen, das war uns bereits im November 2020 klar, als die Rede von bald verfügbaren Impfstoffen aufkam.

Warum nach Ägypten? Ägypten ist doch ein Hochinzidenzgebiet. Eine Alternative wäre das Mittelmeer, wenn man auf Algen, kühles Wasser und kaum Fisch steht. Tun wir aber nicht. Auf eine Anreise in weiter entfernte Tauchgebiete hatten wir aus den verschiedensten Gründen keine Lust.
Außerdem wollten wir wissen, wie es den Menschen und den Tauchplätzen geht, die wir in den letzten 10 Jahren mindestens einmal pro Jahr besucht haben.
Also ab nach Marsa Alam. Aufgrund der zum Zeitpunkt der Reise nicht vorhandenen Flugverbindung von Deutschland nach Marsa Alam blieb leider nur die Anreise von München nach Hurghada und von dort über eine weitere 3,5 stündige Gurkenstrecke per Shuttleservice ins The Oasis, unserer bevorzugten Tauchbasis in Süd-Ägypten.
Seit über zwei Jahren waren wir nicht mehr im The Oasis in Marsa Alam. Wie würden sich vor Ort alles entwickelt haben? Wie übersteht ein Hotelbetrieb die Pandemie, wenn es 1,5 Jahre lang geschlossen sein mußte? Werden wir alle von den uns über die Jahre liebgewonnen Menschen wiedertreffen? In einem Land ohne soziale Absicherung… Das alles erfährst du weiter unten. Jetzt geht es erstmal um die Besonderheiten der Anreise.

So waren unsere Tauchgänge im August 2021…

Das ändert Corona bei der Anreise

Es geht beim Checkin am Münchner Flughafen los. Der Mitarbeiter von Condor will nicht nur Ticket und Reisepässe sehen, sondern wirft auch einen gründlichen Blick in die CovPass-App und vergleicht die Daten mit den Reisepässen. Ohne vollständigen Impfschutz würde es kompliziert mit der Ausreise und der ganzen Testerei…
In Hurghada wird die CovPass-App nicht akzeptiert. Ägypten will den Ausdruck des Impfzertifikats mit dem QR-Code sehen. Eine Kopie davon haben wir deshalb mit dabei. Ebenso das sonst auch übliche Einreiseformular, das man im Flieger ebenso ausfüllen darf, wie eine zusätzliche Erklärung über den aktuellen Gesundheitsstatus mitsamt Aufenthaltsgebieten der letzten drei Wochen.
Am Flughafen München gilt Maskenpflicht, mit Ausnahme der Kabine für Raucher in der dicht gedrängt 12 Nikotin-Junkies ihre Sucht genießen. Offenbar tötet Zigarettenrauch das Virus ab…?
Ebenso herrscht im Flugzeug strenge Maskenpflicht. Gemeint ist damit eine FFP2 oder OP-Maske. Ausnahme: Beim Essen und Trinken darf die Maske kurz abgenommen werden. Darauf wird von der Crew vor dem Start mehrfach hingewiesen. Dennoch interpretieren manche Passagiere „kurz“ mit ca. 30 Minuten.
Am Flughafen in Hurghada herrscht trotz der relativ niedrigen Passagierzahlen das an ägyptischen Flughäfen übliche Chaos. Nur jetzt halt noch zusätzlich mit Corona-Bürokratie und neuen Warteschlangen. Die nötigen Formulare sind entweder bei der Einreisekontrolle vorzuzeigen oder später an vereinzelten Kontrollposten für Visum oder eben ausgedrucktem Impfzertifikat.

Tauchen unter Coronamaßnahmen ist auch auf Tages- oder Safariboot möglich.

Coronamaßnahmen im Hotel und beim Tauchen

Diesen Abschnitt können wir relativ kurz halten. Es gibt keine wirklich einschneidenden Maßnahmen. Beim Transfer mit dem Kleinbus wird empfohlen eine Maske zu tragen. Was wir auch machen und so steigt die Maskentragezeit am Stück auf 10 Stunden, gerechnet vom Betreten des Flughafens München bis zum Aussteigen vorm Hotel. Man sollte also mindestens 2-3 Masken für die Anreise mithaben, am besten Modelle mit hohem Tragekomfort, die an den Ohren nur wenig scheuern.
Ansonsten trägt in Ägypten im öffentlichen Leben niemand eine Maske. Zumindest haben wir außer am Flughafen keinen Ägypter mit Maske gesehen.
Im Hotel tragen die Kellner im Restaurant Maske, wenn Sie an den Tisch treten.
Überall hängen und stehen Desinfektionsmittel. Der Weg ins Restaurant, das im The Oasis faktisch unter freiem Himmel gelegen ist, ist nun eine Einbahnstraße. Handtücher werden nur in Folie eingeschweißt ins Zimmer gebracht. Noch mehr Plastikmüll für die Meere…
Das Essen im Hotel gibt es nur noch à la carte. Man kann alles bekommen, was auch auf der Mittagskarte steht, plus ein täglich wechselndes Special.
Beim Tauchen läuft alles wie sonst auch. Es gibt keinerlei Beschränkungen. Beim Transfer im Minibus zum Tauchplatz, hier können durchaus mal zehn bis zwölf Personen dicht gedrängt zusammensitzen, trägt so gut wie niemand eine Maske. Es gibt hierfür zwar eine Empfehlung, aber machen tut dies faktisch niemand. Diese Busfahrten darf man also in der Kategorie Restrisiko ablegen.
Auf den Tauchbooten hängen Hinweisschilder die zum Tragen der Maske auffordern und Desinfektionsspender. Nicht, daß es irgendwen interessieren würde…

Tauchen unter Coronamaßnahmen
Es geht – Tauchen unter Coronamaßnahmen im Sommer 2021 in Ägypten

Abreise von Ägypten nach Deutschland unter Coronabedingungen

Da zum Zeitpunkt unserer Reise kein direkter Flug von München nach Marsa Alam existierte, flogen wir natürlich auch über Hurghada wieder zurück nach München.
Kann einem das Chaos an ägyptischen Flughäfen in normalen Zeiten schon einen Teil des Urlaubs verleiden, so ist dies durch die zusätzliche Bürokratie und die Coronamaßnahmen sicherlich nicht besser geworden.
Locker zehn bis zwanzig Prozent der Touristen tragen trotz Maskenpflicht keine Maske. Ermahnt werden sie nicht. Wie auch, wenn ein Teil der Angestellten selbst keine Maske trägt oder diese unterm Kinn hängt?
Zugegeben, wer will auch mit einem Bierbauch über Maskenpflicht diskutieren, der bereit drei oder vier Stella Vorsprung hat?
Der Papierkram ist der gleiche, wie schon bei der Einreise. Zusätzlich gibt es für die Wiedereinreise nach Deutschland die Verpflichtung sich online auf der Website www.einreiseanmeldung.de zu registrieren.
Dies kann erst drei Tage vor der Abreise erfolgen. Sehr wichtig ist hierbei ein Foto des Impfzertifikats auf dem Handy zu haben, um dies hochladen zu können. Auch ist es sehr wichtig sich mehrere Screenshot von der Website von Upload und Anmeldung zu machen. Diese müssen dem Grenzbeamten, neben Reisepaß und CovPass-App, bei der Einreise vorgezeigt werden. Wir wußten das nicht. Daß wir Screenshots hatten, lag lediglich an unserer Vorsicht.
Die Website selbst schickt einem jedenfalls keinerlei Bestätigung über die erfolgreiche Anmeldung.
Im Zweifelsfall steht man bei der Wiedereinreise blöd da und muß einen Tag in Quarantäne, bis man die Anmeldung daheim nachgeholt hat. Denn einen Tag hat man dafür maximal Zeit.

Corona, die Menschen und das Tauchen in Ägypten

Wir sind Taucher. Also sind wir grundsätzlich nicht ganz dicht. Notgedrungen kommt man mit der Passion des Tauchens etwas in der Welt herum und ist so Teil der globalen Tourismusindustrie. Taucher sind die Milchkühe, die sich bereitwillig melken lassen wollen. An Tauchern hängen Arbeitsplätze in Regionen der Welt, die sonst lokal nur wenig andere Einkommensquellen zu bieten haben.
Was aber, wenn so etwas wie eine Pandemie den totalen Stillstand erfordert?
Sagen wir es einmal so. Wenn einem der ägyptische Kellner, der seit einundzwanzig Jahren seinen Job macht, und der somit alle Krisen die Ägypten in den letzten Jahren durchlaufen hat an der eigenen Haut spüren mußte, erzählt, was für eine absolute Katastrophe die letzten 18 Monate waren, dann darf einem schon etwas mulmig werden.
Viele unserer über die Jahre liebgewordenen Tauchguides und Hotelangestellten haben sich in der Krise andere Jobs suchen müssen.
Die Zukunft ist ungewiß. Noch arbeitet kein Hotel in der Gewinnzone, viele sind noch geschlossen oder stehen zum Verkauf. Die Gästezahl ist überschaubar. Zu unserer Zeit befanden sich gerade mal 14 Gäste im Hotel.
Auch in der Unterwasserwelt ist die Corona-Krise spürbar. So existiert Anemone-City am Tauchplatz Gabel el rosas nicht mehr. Die dort zu hunderten ansäßigen Anemonen samt Anemonenfischen (Findet Nemo!) wurden an Salzwasseraquarianer vertickt. Wer könnte es den Dieben verdenken? Wenn man seine Familie ernähren muß, steht die Natur zurück. Nachhaltigkeit ist nicht mehr zu vermitteln, wenn es um das Überleben im nächsten Monat geht.
Was bleibt, ist die Hoffnung auf baldige Besserung der Situation und ein Anziehen des Tauchtourismus vor Ort. Dies wäre durchaus im Sinne der Menschen, aber auch gut für die Unterwasserwelt, bevor der Raubbau noch ganz andere Züge annimmt.

Tauchen unter Coronamaßnahmen
Tauchen unter Coronamaßnahmen – noch sind viele Hotel wenig ausgelastet.

Fazit – Tauchen unter Coronamaßnahmen

Das Coronavirus ist Teil unserer Reise- und Lebensrealität geworden, so wie nach den Anschlägen auf das World Trade Center 2001 die Anti-Terrormaßnahmen auch Teil unserer Reise-Realität wurden.
Wenn man gerne in fernen und nicht ganz so fernen Gebieten taucht, die die Anreise mit dem Flugzeug erfordern, wird man in naher Zukunft nicht um Einschränkungen und erhöhten bürokratischen Aufwand herumkommen. Hinzu kommt die Gefährdung der eigenen Gesundheit, denn auch ein Impfschutz ist keine hundertprozentige Garantie. Die man im Leben allerdings auch sonst nirgendwo bekommt…
Als Alternative bleiben uns die überschaubaren heimischen Gewässer, die aber bereits 2020 in nicht unerheblicher Zahl unter dem großen Ansturm von Tauchern gelitten hatten.

Ein Kommentar zu “Tauchen unter Coronamaßnahmen

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