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FullHD ist out, 4K auch bald Geschichte – lange lebe 8K?

Die Filmindustrie erlebt ihre ganz eigene, beängstigende, digitale Revolution. Wurden Filme, wie der Name schon sagt, über 100 Jahre lang auf Film erstellt, so jagen sich seit ein paar Jahren die Auflösungen der digitalen Videos bzw. „Filme“. Doch was bedeutet das für den Unterwasserfilmer?

Eine kurze Diskussion, die ich mit den bekannten professionellen Unterwasserfilmer Howard Hall kürzlich über den Sinn und Unsinn von 8K geführt habe, beschäftigt mich immer noch immer.
Howard hatte bei Vimeo einen einstündigen Film veröffentlicht. Dieser war auf HD, also 720p herunterskaliert. Aber ursprünglich war er in 8K gefilmt worden.
Dies ist der Film:

Als Taucher und Unterwasserfilmer mußte ich mich dabei unwillkürlich fragen, wohin uns dieses nie enden wollende höher, schneller, weiter führen soll.
Zu noch mehr CO2 in der Atmosphäre? Vermutlich. Schließlich müssen nicht nur beständig neue Kameras und Konsumartikel hergestellt werden.
Die gigantischen Datenmengen, die bereits 4K-Filme benötigen, wollen in Serverfarmen gespeichert und aber auch durch Glasfaserverbindungen übertragen werden. Aktuell ist Deutschland zu 2,8% mit Glasfaseranschlüssen versorgt. Es steht also uns eine gigantische Ausbauwelle bevor. Dieser unablässige Ausbau der digitalen und auch der „analogen“ Infrastruktur (aufgerissene Straßen, zum Beispiel) müssen mit in die Aufwandsrechnung einbezogen werden.
Noch deutlich erhöhen wird sich dieser Ausbau durch die Anforderungen, die in 8K oder später gar in 16K erstelltes Material erfordern werden.

Doch schon heute trägt die Infrastruktur des Internets ordentlich zum Energieverbrauch bei, und frißt so alles auf, was durch den Ausbau der erneuerbaren Energien erreicht wurde.
Nach Schätzungen wird das Internet im Jahr 2020 alleine in Deutschland für 20% des Stromverbrauchs verantwortlich sein (siehe Handelsblatt 28.7. 2014). In anderen Industrieländern sieht dies ähnlich aus.
Ebenfalls 2020 werden Videos knapp 80% des globalen Datenverkehrs im Internet ausmachen (siehe tubularinsights). Und dabei sind die Monsterauflösungen/gigantischen Datenmengen, die 8K-Filme produzieren werden noch gar nicht mit in die Rechnung einbezogen.

Fernreise mit dem Flugzeug

Als Taucher trägt man ohnehin schon einen gewaltigen CO2-Rucksack mit sicher herum. Schuld daran sind ganz klar die nötigen Fernreisen mit dem Flugzeug, die uns an das Ziel unserer Wünsche bringen.
Hinzu kommt nun für Unterwasserfilmer noch der nicht zu unterschätzende Anteil an Energie, den die Produktion (neue Kameras, neue Rechner, größere Datenspeicher usw.) und der Vertrieb (mehr Serverfarmen, mehr Stromverbrauch, mehr Glasfaserverkabelung…) der Filme mit sich bringen.
Da kann man sich natürlich schon mal fragen, während man über die vom letzten El Nino zerstörten Riffen taucht, welchen Anteil man selbst daran hatte.

Aber abgesehen von solch düsteren Gedanken bleibt da noch ein weiteres Gedankenspiel. Welchen Sinn manchen denn überhaupt solch hohe Auflösung für den Consumer? Nur die allerwenigsten von uns wohnen in einem Kinosaal. Und selbst auf einer Kinoleinwand bietet FullHD (1080p) ein gutes und 4K ein ganz hervorragendes Bild.
Warum braucht man also eine Bildauflösung von 8K auf einem 55 Zoll Fernseher? Weil es möglich ist? Die meisten Menschen erkennen in dem empfohlenen Betrachtungs-Abstand von mindestens 2 Metern auf ihrem FullHD TV noch nicht einmal den Unterschied zwischen 720p und 1080p. Wie sollen sie dann das rattenscharfe Bild in 4K vom rattenscharfen 8K-Bild auf ihrem 55 Zöller unterscheiden?

Filmen in 8K

Höherer, schneller, weiter. Dies gilt also trotz aller Bedenken und Überlegungen über Sinn und Unsinn auch für das Machen von Unterwasserfilmen. Hauptsache der Rubel rollt und wir überschreiten weiterhin irgendwelche technischen Grenzen, erreichen weiterhin unsere selbstgesteckten Ziele?
Nicht, daß ich gegen Fortschritt wäre. Aber er muß auch Maß und Ziel kennen und nicht mit selbstverständlichem Gehorsam den ökonomischen Interessen der Konzerne folgen.
Zugegeben, das Fernsehbild war in der Vergangenheit grottenschlecht. Die paar hundert Zeilen Bildauflösung waren eine jahrzehntelange Zumutung. Doch 1080p bietet in den meisten Fällen eine völlig ausreichende Auflösung. Wenn es unbedingt sein muß, macht auch 4K in vielen Fällen noch Sinn. Doch irgendwann steigt der Aufwand, der nötig ist, um noch höhere Auflösungen zu ermöglichen so sehr an, daß es auch wirtschaftlicher Unfug ist dieses Wettrennen mitzumachen.

Besonders trifft dies natürlich Unterwasserfilmer, die anders als Howard Hall nicht ihren Lebensunterhalt mit den Aufnahmen verdienen, sondern die ihrem Hobby aus purer Freude nachgehen. Als Profi ist man sofort gezwungen die neueste Technik zu verwenden, als Amateur ist man etwas später dazu gezwungen. Der pikante Unterschied: Amateure verdienen eben nichts an ihren Aufnahmen.
Sicherlich geben gerade Amateure in Zukunft noch häufiger Unsummen für Kameras und noch größere Unsummen für die dazugehörigen Unterwassergehäuse aus. Bald wohl alle zwei, drei Jahre. Kaum hat man sich in eine Kamera eingearbeitet, ist sie auch schon veraltet.
Macht das noch Spaß? Nun, es stellt sich eher die Frage, ob man diesen ganzen Unfug wirklich mitmachen muß. War der erste Sprung vom 4:3 SD Format zu HD und 16:9 noch ein gewaltiger Schritt, so ist der Wechsel von FullHD zu 4K UHD schon gar nicht mehr so überwältigend. Auch, weil das Format bei 16:9 bleibt.
Wie eingangs erwähnt, haben die wenigsten von uns riesige, die ganze Wand füllende TVs daheim, vor denen sie in einem Abstand von wenigen Zentimetern kleben.

Wir sollten den ganzen Technikkram also mal beiseite schieben und uns fragen, warum wir unter Wasser filmen. Wir filmen doch, weil wir einzigartige Momente festhalten möchten. Und der Manta, den wir letztes Jahr in FullHD aufgenommen haben, wird uns in 10 Jahren noch genauso erfreuen wie im Moment der Aufnahme. Völlig unabhängig von der Auflösung des Materials. Und nur darauf kommt es an.

Die Technik wird immer weiter voranschreiten, immer neue Blüten treiben und uns das Geld aus der Tasche ziehen. Aber solange wir auch in Zukunft Freude an unserem Hobby haben, kann und das eigentlich egal sein.
Nur hoffentlich gibt es unter Wasser dann noch etwas zu filmen, wenn wir in ein paar Jahren mit unserer brandneuen 16K-Kamera abtauchen.

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2 Kommentare zu “FullHD ist out, 4K auch bald Geschichte – lange lebe 8K?

  1. Fred Merkle

    4k oder 8k können ein gutes Auge für das richtige Motiv und den speziellen Augenblick nicht ersetzen. Ich filme mit HD und gehe nicht jeden Trend mit. Egal ob bei Computer, handy oder Kamera, das Neueste muss nicht immer das beste Sein….

    LG aus meiner schönen Heimat Ägypten

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